Mensakarte kaputt? Kein Problem!


Mit der Renovierung der Mensa Konstanz wurde auch ein Chipkartensystem eingeführt, mit dem man "berührungslos" das Mittagessen bezahlen kann. Jeder Student bekommt für 7,50 EUR Pfand eine solche Karte, das Pfand soll man wieder zurückbekommen, wenn man die Karte wieder abgibt.



Durchlichtaufnahme einer reparierten Mensakarte


Leider hat das System einen Haken: Die Karten sind mechanisch nicht sonderlich belastbar. Schon nach einem Jahr im Geldbeutel war meine Karte zerbrochen. Das Geld auf der Karte bekommt man zwar zurück, jedoch sind wieder 7,50 EUR für eine neue Karte fällig. Dass das nicht sein muss, soll in der folgenden Anleitung gezeigt werden.


So wird eine defekte Mensakarte repariert:

Die Mensakarten enthalten eine große Drahtspule mit fünf Windungen, die an einen kleinen Chip angeschlossen ist. Der Chip enthält unter anderem einen Kondensator, der zusammen mit der Spule einen Schwinkreis bildet, aus dem wiederum der Chip seine Energie bezieht. Ein Leseterminal (z.B. an der Mensakasse) moduliert auf die Resonanzfrequenz des Schwingkreises (die vermutlich im Bereich von einigen 100 kHz liegt) die Daten auf, die zur Karte geschickt werden sollen. Umgekehrt kann die Karte durch Zuschalten eines Dämpfungswiderstands ebenfalls die Schwingung modulieren, um Daten zurück zum Terminal zu schicken.



Die Mensakarte im Teller


Wenn die Karte zerbricht, reißt in der Regel auch die Drahtspule, und die Karte wird unbrauchbar. Man kann sie jedoch reparieren, indem man den Chip an eine neue Drahtspule anschließt, das Guthaben bleibt dabei erhalten. Zum Reparieren muss die Karte zunächst zerlegt werden. Das funktioniert am besten mit Aceton: Man legt die Karte in einen Teller und gießt vorsichtig Aceton darüber, so dass das dieses etwa 0,5 cm über der Karte steht. Damit das Aceton nicht allzuschnell verdunstet, sollte man einen zweiten Teller als Deckel darüberlegen.



Der Kunststoff beginnt aufzuquellen


Nach etwa 10 Minuten erkennt man, dass der Kunststoff der Karte beginnt, sich aufzulösen. Man wartet weitere 30 Minuten, und siehe da: Der Kunststoff ist soweit aufgequollen, dass sich die Drahtspule und der Chip bequem herauslösen lassen.



Nach ca. 40 Minuten in Aceton ist nicht mehr viel übrig...


Als nächstes zieht man die Drahtspule mit den Fingern vorsichtig heraus und wischt noch anhaftende Kunststoffreste mit einem Aceton-getränkten Wischtuch ab. Übrig bleibt die Drahtspule mit dem festgelöteten Chip.



Jetzt kann die Drahtspule herausgezogen werden


Auf dem folgenden Bild sieht man das Innenleben der Mensakarte: Die Drahtspule mit fünf Windungen, die nur wenig kleiner als die Mensakarte selbst ist, sowie der schwarze Chip, der an beiden Drahtenden festgelötet ist. Nun gilt es, die Drahtspule nachzumachen.



Das Innenleben der Mensakarte


Dazu habe ich ein Platinenlayout erstellt, das diese fünf Windungen mit Leiterbahnen nachbildet und zwei Lötkontakte für den Chip bietet. Das Platinenlayout kann hier als PDF heruntergeladen werden. Dann muss das Platinenlayout ausgedruckt werden und eine Platine daraus geätzt werden. Wie man das macht, steht hier. Damit die Karte genauso dünn wie das Orginal wird, muss für die Herstellung Epoxid-Basismaterial mit 0,5 mm Stärke verwendet werden, das es bisweilen nur bei Conrad Elektronik gibt. Beim Auflöten des Chips auf die Karte muss man darauf achten, nicht zuviel Lötzinn zu verwenden, damit die Karte nicht zu dick wird und später problemlos in den Schlitz der Aufladeautomaten und der Getränkeautomaten passt.



Der Chip auf der neuen Karte


Anfangs habe ich gedacht, die fertige Karte müsste vor dem Gebrauch noch lackiert werden, da ja immerhin der Einschub der Aufladeautomaten aus Metall ist und somit auf den blanken Leiterbahnen der Karte einen Kurzschluss verursachen könnte. Offensichtlich ist jedoch das Innenleben der Kartenschlitze komplett aus Plastik, denn die Karte lässt sich wunderbar aufladen. Auch die Dicke der Karte bereitet keinerlei Probleme.



Die Karte im Praxistest


Hier sieht man, wie die fertige Karte testweise auf ein Lesegerät gelegt wurde, welches darauf 6,35 EUR anzeigt. Dies deutet auf eine einwandfreie Funktion der Karte hin. Das einzige Problem mit dieser Karte wurde beim Bezahlen beobachet: Gelegentlich muss man dem Kassenpersonal ("Halt, stop! So geht das ja nicht! Zeigen Sie mal her!") erklären, dass es sich um eine kompatible Karte mit Orginal-Mensachip handelt, die mit echtem Geld aufgeladen wurde.





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