Fairphone Fairbuds XL Over-Ears (2025): Nicht auf neustem Stand & trotzdem zukunftsweisend
Mit den Fairbuds XL Over-Ear-Kopfhörern von den Machern des Fairphones geht der nachhaltige, extrem gut reparierbare Kopfhörer in die zweite Generation. Er bringt einige Verbesserungen mit sich, die auch für Besitzer der ersten Generation nachrüstbar sind.
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Inhalt
Kurzfazit & Vor- und Nachteile
Die Fairbuds XL (2025) sind ein starkes Statement für nachhaltige Technik: vollständig reparierbar, modular aufgebaut und mit vielen recycelten Materialien gefertigt. Klanglich verbessert, mit solider Laufzeit und Wechselakku, aber weiterhin mit Kompromissen bei ANC, App-Funktionen oder Bluetooth-Chip. Für alle, denen Nachhaltigkeit wichtiger ist als Perfektion, dennoch ein spannendes Produkt mit Zukunftspotenzial, dank der Möglichkeit auf eventuell neu erscheinende Komponenten aufzurüsten.
- Modular und reparierbar (inkl. Wechselakku)
- Viele recycelte und fair gehandelte Materialien
- Solider Tragekomfort & gute Verarbeitung
- ANC nicht konkurrenzfähig in der Preisklasse
- älterer Bluetooth-Chip
- eingeschränkte App-Funktionen
Schmaler Lieferumfang ohne Ladekabel
Im Lieferumfang der Fairbuds XL befinden sich lediglich der Kopfhörer selbst, ein Tragebeutel und eine gedruckte Bedienungsanleitung. Ein USB-C-Ladekabel sucht man vergeblich.
Im Kontext der Fairphone-Philosophie ist das natürlich als nachhaltige Maßnahme zu verstehen. Wer ohnehin schon mehrere USB-C-Geräte zu Hause hat, braucht kein weiteres Kabel. So wird Elektroschrott vermieden. Für andere mag es dennoch wie eine klassische Kostenersparnis wirken, hier scheiden sich, wie so oft, die Geister.
Optisch weniger verspielt – für seriösere Optik
Die neuen Fairbuds XL von Fairphone setzen weiterhin auf das gleiche Gehäusedesign wie die 2023er-Version, doch optisch hat sich dennoch einiges getan. Die Farbe „Grün“ wurde deutlich abgedunkelt und wirkt nun satter und seriöser. Auch bei der schwarzen Variante verzichtet Fairphone bewusst auf verspielte Details. Statt farblich abgesetzter Elemente wie dem auffälligen orangen Kabel in der ersten Generation, zeigt sich das neue Modell durchgehend einfarbig.
Zudem verwendet Fairphone keinen gesprenkelten Recyclingkunststoff mehr, sondern eine homogene Kunststoffoberfläche, die dem Kopfhörer ein ruhigeres, aufgeräumtes Gesamtbild verleiht. Das gefällt, ebenso wie die gute Verarbeitung. Der Kopfbügel mit Klappmechanismus wirkt stabil und besteht, wie angegeben, aus 92 % recyceltem Aluminium. Gedreht werden können die Hörer zwar nicht, aber eingeklappt kommt der Over-Ear auf kompakte Maße von 140 x 180 x 70 mm.
Fairphone bleibt der Nachhaltigkeitslinie treu. Neben dem erwähnten Aluminium bestehen auch Lötzinn, Lautsprechermagnete, Plastik und selbst das Gold in der Lieferkette zu großen Teilen aus recycelten bzw. fair gehandelten Materialien. Selbst das Kobalt im Akku wird mit Umwelt-Credits ausgeglichen.
Besonders bemerkenswert ist, dass Nahezu alle Bauteile der Fairbuds XL einzeln nachgekauft und selbst ersetzt werden können. Lautsprecher links und rechts, das Lautsprecherkabel, der Akku, das Kopfpolster, das Klappscharnier bis hin zu den Ohrpolstern oder den Rückseiten der Hörer. Sogar ein Upgrade von Generation 1 auf Generation 2 ist möglich, etwa durch Austausch der Lautsprecher.
Insgesamt machen die Fairbuds XL 2025 einen deutlich aufgeräumteren und dezenteren Eindruck. Besonders die grüne Version gefällt mit ihrer zurückhaltenden aber kräftigen Farbgebung und wirkt erwachsener als ihr Vorgänger. Verarbeitung und Materialqualität sind erstklassig, ein echtes Statement in puncto nachhaltigem Design, ohne auf hochwertige Anmutung zu verzichten.
Klanglich optimiert, aber noch immer mit Schwächen
Die Fairbuds XL 2025 sind mit einem 40 mm dynamischen Treiber ausgestattet – ein Standardmaß, das auch in vielen anderen Over-Ear-Kopfhörern zum Einsatz kommt. Im Hörtest liefert der Kopfhörer out of the box ein erfreulich detailreiches Klangbild. Fairphone selbst bewirbt eine Verbesserung im Hoch- und Mitteltonbereich und genau das lässt sich im Test bestätigen. Gerade bei klassischer Musik, akustischen Stücken oder Live-Mitschnitten spielt der Kopfhörer seine Stärken aus. Stimmen klingen präsent, Instrumente gut differenziert. Der Klang wirkt so insgesamt klar und präzise.
Die Schwäche liegt für mein Empfinden im Test allerdings im Tieftonbereich. Der Bass wirkt recht zurückhaltend und bleibt im direkten Vergleich zu bassstarken Modellen wie etwa dem Soundcore Space One Pro eher blass. Zwar lässt sich der Tiefton über den Equalizer in der Fairbuds-App etwas anheben, doch es bleibt bei einer eher oberflächlichen Basswiedergabe. Druckvolles Wummern ist mit den Fairbuds XL nicht zu erwarten.
Für Genres wie elektronische Musik oder basslastigen Hip-Hop fehlt es dem Kopfhörer an Tiefe und Punch. Wer solche Musikrichtungen bevorzugt, dürfte hier klanglich nicht voll auf seine Kosten kommen. Wer hingegen Wert auf Natürlichkeit, Detailtreue und ausgewogene Mitten und Höhen legt, findet in den Fairbuds XL eine tolle Lösung.
Unterm Strich ist es ein guter Over-Ear-Kopfhörer, vor allem für Nutzer, denen Nachhaltigkeit und Reparierbarkeit genauso wichtig sind wie ein detailreicher, eher analytischer Klang.
Solide aktive Geräuschunterdrückung – aber nicht konkurrenzfähig
Die Fairbuds XL 2025 setzen auf eine hybride aktive Geräuschunterdrückung, die im Test zwar einen soliden Effekt erzielt, insgesamt aber hinter der Konkurrenz zurückbleibt. Bei moderater Musiklautstärke (ab etwa 40–50 %) werden Umgebungsgeräusche zwar so gut wie unhörbar, laute Alltagsgeräusche etwa in Bus oder Bahn lassen sich damit deutlich abschwächen, doch im direkten Vergleich zum Soundcore Space One Pro, dem aktuellen Flaggschiffmodell von Soundcore, ist das ANC der Fairbuds XL schlicht unterlegen.
Gerade hohe Frequenzen und wechselhafte Umgebungsgeräusche werden bei Soundcore deutlich effektiver unterdrückt. In dieser Preisklasse bieten andere Hersteller technisch stärkere Lösungen, was die aktive Geräuschunterdrückung betrifft.
Allerdings bleibt bei Fairphone die Hoffnung, dass die modulare Bauweise künftig eine Verbesserung ermöglichen könnte, etwa durch separat erhältliche neue Lautsprechermodule mit verbesserter ANC-Technologie. Zum jetzigen Zeitpunkt jedoch müssen Käufer damit leben, dass sie sich für ein nachhaltiges, reparaturfreundliches Produkt entscheiden und dafür in puncto Geräuschunterdrückung Kompromisse eingehen.
Tragekomfort und Headset als weiterer Kompromiss
Die Fairbuds XL von Fairphone bieten einen insgesamt angenehmen Tragekomfort. Die verbauten Ohrpolster aus atmungsaktivem Textil-Meshgewebe gefallen mir besonders gut, gerade an warmen Tagen sollte sich hier deutlich weniger Hitzestau entwickeln als bei klassischen Leder- oder Kunstlederpolstern. Wer Letzteres bevorzugt, kann entsprechende Ersatzpolster separat erwerben.
Die Passform ist im Test für mich gelungen! Die Hörer schmiegen sich gut an den Kopf an, verteilen den Druck gleichmäßig, und selbst als Brillenträger hatte ich auch nach längerer Nutzung keine nennenswerten Druckstellen. Für den Alltag, längere Hörsessions oder unterwegs sind die Fairbuds XL damit angenehm zu tragen.
Weniger überzeugend ist hingegen das Headset. In ruhigen Umgebungen funktioniert die Sprachqualität gut und man wird klar verstanden. Doch sobald es lauter wird, stößt das Mikrofon-Setup schnell an seine Grenzen. Die Fairbuds XL bieten lediglich eine sehr begrenzte Umgebungsgeräuschreduzierung, sodass Gespräche in lauten Umgebungen, etwa im Straßenverkehr oder in belebten Innenräumen – kaum noch sinnvoll geführt werden können. Gerade in dieser Preisklasse hätte ich hier mehr erwartet. Für Nutzer, die regelmäßig telefonieren, könnte das ein echter Nachteil sein.
Bedienung und Handy-App
Die Fairbuds XL 2025 lassen sich mit nur zwei Bedienelementen am rechten Hörer vollständig steuern und das funktioniert erstaunlich intuitiv. Herzstück ist ein Joystick-artiger Multifunktionsbutton, der sowohl gedrückt als auch in vier Richtungen bewegt werden kann. Drückt man ihn kurz hinein, lassen sich die Kopfhörer ein- und ausschalten, Musik pausieren oder Anrufe annehmen. Ein langes Drücken aktiviert den Sprachassistenten.
Die Navigation ist ebenfalls clever gelöst: Drückt man den Joystick nach oben oder unten, regelt man die Lautstärke. Ein Druck nach links springt zum vorherigen Titel, nach rechts zum nächsten. Darüber hinaus gibt es einen zweiten Button, der ausschließlich für die Steuerung der Geräuschunterdrückung zuständig ist. Damit lassen sich die verschiedenen ANC-Modi bequem durchschalten.
In der Fairbuds App stehen lediglich zwei Funktionen zur Verfügung. Zum einen lässt sich der Klang über mehrere Presets oder einen einfachen 5-Band-Equalizer anpassen, zum anderen können Firmware-Updates installiert werden. Weitere Einstellungen etwa zu ANC, Trageerkennung, Tastenbelegung oder erweiterten Audioprofilen sucht man vergeblich.
Gerade für ein Produkt dieser Preisklasse ist das etwas ernüchternd. Hier bieten viele andere Hersteller mittlerweile einen deutlich größeren Funktionsumfang in ihren Apps. Die Fairbuds App wirkt im Vergleich recht spartanisch, funktional, aber wenig ambitioniert.
Bluetooth-Chip von Qualcomm
Die Fairbuds XL 2025 setzen auf einen Bluetooth-Chip in der Version 5.1 und damit leider nicht auf die aktuellste Bluetooth-Generation. Warum sich Fairphone hier gegen ein neueres Modul entschieden hat, bleibt offen. Gerade bei einem neuen Modell wäre ein aktuelleres Bluetooth-Modul eigentlich zu erwarten gewesen.
Immerhin werden neben den Standard-Codecs SBC und AAC auch Qualcomms aptX HD unterstützt ein hochauflösender Codec, der bei Android-Smartphones mit Qualcomm-Chip für eine bessere Audioqualität sorgt. Im Praxistest zeigte sich die Verbindung auf freier Fläche bis zu etwa 12 Metern stabil. In Innenräumen hängt die Reichweite wie üblich von Wänden und Möbeln ab, bleibt aber durchweg zuverlässig innerhalb eines Raums. Damit ist die Verbindungsstärke etwas schwächer als in neuen Modellen heutzutage eigentlich gewohnt.
Einen klassischen Klinkenanschluss sucht man bei den Fairbuds XL zwar vergeblich, dafür lässt sich über den USB-C-Port auch eine Musikwiedergabe per Kabel realisieren.
Wechselbarer Akku mit solider Laufzeit
Der wechselbare 800 mAh Akku, der optisch an einen Digitalkamera-Akku erinnert, sitzt hinter der Kunststoffabdeckung des linken Hörers. Diese lässt sich ganz einfach auch ohne Werkzeug mit der Hand öffnen. So kann der Akku bei Bedarf unkompliziert gewechselt werden. Wer möchte, kann sich für rund 20 Euro einen Zweitakku zulegen und dadurch die Laufzeit des Kopfhörers praktisch unbegrenzt erweitern, ganz ohne Powerbank oder Steckdose. Ein Konzept, das heutzutage fast schon revolutionär wirkt.
Fairphone gibt eine Laufzeit von bis zu 30 Stunden mit einem voll geladenen Akku an. Im Test konnte ich mit aktivierter Geräuschunterdrückung und AAC-Codec bei einer gemischten Lautstärke von 50–70 % eine Laufzeit von etwa 25 Stunden erreichen. Das ist zwar kein Spitzenwert im Vergleich zu manchen Konkurrenzmodellen, aber dort ist der Akku nicht wechselbar und dieses Argument schlägt für mich die reine Laufzeit.
Das Nachhaltigkeits- und Reparierbarkeitskonzept, das hinter diesem Design steckt, stellt für mich viele Premium-Modelle anderer Hersteller in den Schatten. Bleibt zu hoffen, dass mehr Hersteller diesem Beispiel folgen.
Fazit: Immer noch ein Kompromiss für die Nachhaltigkeit
Ich persönlich liebe das Konzept von Fairphone und auch das der Fairbuds XL: Ein Kopfhörer beziehungsweise Technikprodukte, die man selbst reparieren, nachrüsten und nachhaltig nutzen kann. Das ist in der heutigen Elektronikwelt eine absolute Seltenheit. Dieses Prinzip ist umweltfreundlich, verbraucherorientiert und langfristig auch kostensenkend, aber eben nicht gewinnmaximierend im klassischen Sinne.
Doch so überzeugend die Idee auch ist: Ganz ohne Kompromisse geht es leider noch nicht. Der Preis ist hoch und aus technischer Sicht können die Fairbuds XL mit weniger nachhaltig produzierten Kopfhörern noch nicht vollständig mithalten. Klanglich sind sie zwar hörbar verbessert, doch gerade der Tieftonbereich bleibt auch in der 2025er Version relativ blass. Hier fehlt mir ein emotionaleres Klangbild, das zumindest per Equalizer abrufbar sein sollte.
Auch bei der aktiven Geräuschunterdrückung, dem veralteten Bluetooth-Chip und der funktional eher simplen App muss man Abstriche machen zugunsten der großen Idee hinter dem Produkt. Wer sich für diesen Kopfhörer entscheidet, muss Nachhaltigkeit also wirklich wollen und bereit sein, technische Einschränkungen in Kauf zu nehmen.
Trotzdem sehe ich klar, dass die Fairbuds XL besser geworden sind. Sie haben einen deutlichen Sprung im Vergleich zur ersten Generation gemacht und ich hoffe, dass genügend Unterstützer der Marke dazu beitragen, dass Fairphone künftig noch konkurrenzfähigere Produkte entwickelt, die nicht nur für ihre Nachhaltigkeit, sondern auch für ihre Leistung geliebt werden.
Wenn das gelingt, dann gibt es irgendwann keinen Grund mehr, sich für ein weniger nachhaltiges Produkt zu entscheiden. Ein Produkt, das aus sich heraus überzeugt und nebenbei auch noch die Welt ein Stück besser macht, das würde ich mir von Fairphone wünschen. Denn dann geraten auch andere Hersteller wirklich in Zugzwang, selbst etwas Vergleichbares zu bieten und genau das wäre der eigentliche Wendepunkt in der Technikwelt.
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