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Bambu Lab H2C vs. Prusa Core One INDX: Kampf um die Multicolor-Zukunft

Die Formnext 2025 hat aus Endverbraucher-Sicht zwei absolute Highlights hervorgebracht, die die Zukunft des Multicolor-3D-Drucks neu definieren könnten. Zum einen die Vorstellung des mit Spannung erwarteten Bambu Lab H2C mit seinem „Vortek“-System und zum anderen der Prusa Core One, aufgerüstet mit Bondtechs brandneuem INDX-Düsenwechselsystem. Wir analysieren die beiden radikal unterschiedlichen Ansätze und setzen sie in Relation zu bestehenden Systemen auf dem Markt.

Bambu Lab H2C vs Prusa Core One INDX

Bambu Lab H2C: Das „Vortek“-System mit 7 Hotends

Kurz nach dem Launch des H2S hatte Bambu Lab die nächste, noch größere Bombe platzen lassen: den Bambu Lab H2C, der bereits ab dem 12.12.2025 versendet wird. Dieser Drucker ist Bambus direkte Antwort auf das größte Problem des Multicolor-Drucks: die massive Filament-Verschwendung.

Bambu Lab H2C e1763646002551

Das Herzstück ist das neue „Vortek“-System, ein vollautomatischer, induktiv beheizter Hotend-Wechsler. Anstatt bei jedem Farbwechsel Filament durch eine einzige Düse zu spülen („purgen“) und dabei riesige Müllberge zu produzieren, wechselt der H2C einfach das komplette Hotend. Der Druckkopf fährt zu einer Bank von bis zu sechs geparkten Hotends, dockt das benötigte an, heizt es in nur 8 Sekunden per Induktion auf und druckt weiter.

Bambu Lab H2C Vortek Duesen 1

Zusammen mit dem Hotend im Druckkopf selbst sind so bis zu 7 verschiedene Materialien oder Farben mit (bis auf den Purge-Tower) quasi null Filament-Abfall möglich. Die Strom- und Datenübertragung erfolgt dabei komplett drahtlos. Wichtig: Wollt ihr alle 6 Vortek-Hotends nutzen, braucht ihr zwei AMS 2 Pro-Einheiten, da ein AMS 2 Pro eben nur 4 Spielen beheimatet.

Bambu Lab H2C Duesen Material

Prusa Core One mit Bondtech INDX: Ein schlauer Kopf, viele „dumme“ Düsen

Währenddessen hat Prusa, in Zusammenarbeit mit dem schwedischen Extruder-Spezialisten Bondtech, eine eigene, nicht minder geniale Lösung vorgestellt: das INDX-System für den Prusa Core One. Der Ansatz ist hier ein anderer. Es gibt nur einen einzigen „smarten“ Druckkopf, der die gesamte „Intelligenz“ wie Extruder und Elektronik beherbergt.

Prusa Core One INDX intelligenter Kopf

Dieser smarte Kopf bedient sich aus einem Pool von bis zu acht „dummen“, passiven Werkzeugen. Diese Werkzeuge sind im Grunde nur die Düsen selbst – ohne eigenes Hotend oder Kabel. Der smarte Kopf dockt an die benötigte Düse an und heizt sie ebenfalls kontaktlos per Induktion in Sekundenschnelle auf.

Prusa Core One INDX Nozzle Change

Das Ergebnis ist auch hier ein Werkzeugwechsel mit minimalem Materialabfall in Form von besonders kompakten Purge-Towern. Prusa packt dafür jeweils 4 Spulen an die beiden Gehäuseseiten des Core One – und zwar neuerdings „eingepackt“ mit ebenfalls neu vorgestellten Extra-Behältern.

Prusa Core One INDX Seitenansicht

Prusa gibt Preise und Verfügbarkeit wie folgt an: Bondtech wird ein Upgrade-Kit für die Core-One-Reihe anbieten („Founder’s Edition, 1000 Stück), danach wird das Kit direkt bei Prusa bestellbar sein. Geplant ist der Verkauf im ersten Quartal 2026. Ein 4-Düsen-System soll ca. 499€, ein Kit mit 8 Düsen dann 699€ kosten.

Der Status Quo: Klassische Toolchanger wie Prusa XL & Snapmaker U1

Um die neuen Systeme einordnen zu können, müssen wir uns den aktuellen „Goldstandard“ für abfallarmen Mehrfarbendruck ansehen: klassische Toolchanger. Das prominenteste Beispiel ist der Prusa XL. Hier fährt der gesamte Drucker-Aufbau nach hinten und wechselt den kompletten Druckkopf (Toolhead), der bereits das geladene Filament und ein eigenes Hotend enthält. Dieser Ansatz ist extrem schnell, erfordert aber einen sehr großen Bauraum und eine massive, schwere Konstruktion.

Prusa XL
Prusa XL: Teuer, aber am schnellsten beim Farbwechsel

Ein ähnliches Konzept verfolgt der Snapmaker U1. Auch er setzt auf einen intelligenten Werkzeugwechsler mit bis zu vier separaten Druckköpfen. Das System namens „SnapSwap“ verspricht ebenfalls extrem schnelle Wechsel und eine drastische Reduzierung des Filamentabfalls im Vergleich zu Single-Nozzle-Systemen.

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Snapmaker U1: Der günstige Toolhead-Wechsler

Der Geschwindigkeits-Vergleich: Wer ist am schnellsten beim Farbwechsel?

Beim Werkzeugwechsel zählt jede Sekunde, denn die summieren sich bei einem komplexen Druck schnell zu Stunden. Hier zeigt sich ein klarer Unterschied in den verschiedenen Konzepten. Der YouTuber MPox hat dabei die vom Hersteller angegebenen bzw. von ihm gemessenen durchschnittlichen Wechselzeiten („Werkzeug parken“ bis „Druck wird fortgesetzt“) verglichen.

Im direkten Vergleich zeigt sich, dass die klassischen Toolchanger wie der Prusa XL und der Snapmaker U1 beim reinen Farbwechsel aktuell noch die Nase vorn haben. Das liegt daran, dass der neue Druckkopf bereits aufgeheizt ist und das Filament sofort zur Verfügung steht. Das INDX-System ist ihnen aber dicht auf den Fersen und beeindruckt mit einer extrem schnellen Aufheizzeit. Das Bambu Lab Vortek-System fällt hier etwas ab, was primär den (Ent-)Ladezeiten des Filaments im Zusammenspiel mit dem AMS 2 Pro geschuldet ist. Während die Toolchanger also beim reinen Wechsel am schnellsten sind, punkten der H2C und der Core One INDX durch eine deutlich kompaktere und weniger sperrige Bauweise.

Snapmaker U1 3D Drucker 1
Snapmaker U1: Preis-Leistungs-König?

Farbwechsel-Geschwindigkeiten im Überblick (von schnell nach langsam)

Prusa XL (Toolchanger)Snapmaker U1 (Toolchanger)Prusa Core One (INDX)Bambu Lab H2C (Vortek)
ca. 10 Sekundenca. 13 Sekundenca. 15 Sekundenca. 40 Sekunden

Bambu Lab H2C Vortek Duesensystem

Das Ende des Filament-Mülls – aber welcher Weg gewinnt?

Die Formnext 2025 markiert einen Wendepunkt. Der verschwenderische Multicolor-Druck über einen einzigen Extruder scheint ein Auslaufmodell zu sein. Sowohl Bambu Labs H2C als auch Prusas Kooperation mit Bondtech zeigen eindrucksvoll, dass die Zukunft im schnellen Wechsel von Düsen oder Hotends liegt.

Doch die beiden neuen Ansätze haben klare Vor- und Nachteile im direkten Duell. Das Prusa/Bondtech INDX-System punktet mit seiner Offenheit und Modularität. Als Upgrade-Kit für einen bestehenden Drucker ist es die perfekte Lösung für die große Prusa-Community. Dabei ist das System beim Filamentwechsel schneller als beim Bambu Lab H2C, der erst mit 2 AMS 2 Pro-Einheiten sein volles Potenzial entfalten kann. Dafür ist er zwar ein geschlossenes, aber extrem poliertes und vor allem deutlich kompakteres Komplettsystem im Vergleich zur Prusa-Variante.

Fragt sich natürlich: Welches System wird sich am Ende durchsetzen? Oder bleibt es letztlich doch bei den Toolchangers à la Snapmaker und Prusa XL? Was meint ihr? Welches System ist euer Favorit und warum?

FAQ – Häufig gestellte Fragen zu den neuen Systemen

🤔 Was ist der größte Unterschied zwischen H2C und INDX?
Der H2C wechselt das komplette Hotend (Heizblock, Düse, Kühlkörper). Das INDX-System wechselt nur die passive Düse, die dann vom „smarten“ Druckkopf beheizt wird.

🔄 Kann ich meinen alten Prusa Core One aufrüsten?
Ja, genau das ist der Plan. Bondtech wird ein Upgrade-Kit für die Core-One-Reihe anbieten, das im ersten Quartal 2026 erscheinen soll (ca. 499€ für 4 Düsen, 699€ für 8 Düsen).

💰 Wie viele Farben kann der H2C drucken?
Über das Vortek-System kann der H2C bis zu 7 Farben/Materialien fast ohne Abfall drucken. Wenn man das klassische Purge-System mit dem AMS 2 Pro nutzt, sind sogar bis zu 26 Farben möglich.

Quellen

  • MpoxDE
  • China-Gadgets.de (Artikel zum Prusa Core One, Bondtech INDX, Snapmaker U1)
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Thommy

Wenn ich nicht gerade mit Familie und Freunden unterwegs bin, findet man mich im Bastelkeller. Dort tüftele ich zwischen Multiplex Easystar-Klonen, Impeller-Jets, RC-Crawlern und insbesondere meinem geliebten Anycubic Mega S, dem möglichst bald noch weitere 3D-Drucker folgen sollen.

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Kommentare (3)

  • Profilbild von rudiamapola
    # 20.11.25 um 21:56

    rudiamapola

    Prusa hat das neue System nicht entwickelt, sondern Bondtech für Prusa. Ein Vergleich ist momentan schwierig, da das neue System noch nicht ausgeliefert wird. Auch ist der Core One (ohne L) eine Nummer kleiner als der H2C.

  • Profilbild von Leo
    # 21.11.25 um 08:34

    Leo

    Sowohl bei bamboo als auch bei prisa sind die Werkzeuge dumm und Hotend schlau.
    Der wesentliche und entscheidende Unterschied liegt darin dass bei Prusa die Werkzeuge mit filament bereits geladen sind und bei Bamboo müssen die durch ams versorgt werden. Dies kostet Zeit.
    Nachteil des aktuellen Systems bei Prusa ist, dass es die Sicht auf das Modell versperrt.
    Die Aufnahme von bamboo ist eleganter gelöst. Ggf bessert hier bondtech etwas nach und bringt die Werkzeuge links oder rechts an. Platz dafür wäre theoretisch da.

    • Profilbild von Mee
      # 21.11.25 um 13:06

      Mee

      "Eleganter" im Sinne von rein ästhetisch ja. Aber sobald die Phase in der man vorm Drucker wie vorm TV sitzt vorbei ist, ist einem das schnell egal was da dranhängt, sobald man dem Gerät bei der ersten, wichtigsten Schicht vertraut. Ich finde das sogar gut das sie mit diesem "free real estate" was anfangen und man dafür eine kompakte Maschine hat.
      Eine vernünftige Kamera (inklusive) ist so oder so vonnöten wenn man nicht in der Nähe ist. Da haben Bambu und Prusa nicht immer die eleganteste Lösung gehabt (P1S z.B. mit 1/2 FPS, keine Cam im Core One inklusive…)

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