Fractal 5 Pro: Bye bye Stützstrukturen – Open Source 5-Achsen-3D-Drucker inkl. Software kostenlos für alle
Wer mit 3D-Druck beginnt, wird recht schnell Bekanntschaft mit dem Thema „Überhang“ machen. Da der Drucker dabei nicht einfach so in der Luft drucken kann, braucht es Stützstrukturen. Sie kosten jedoch Zeit, Material und hinterlassen oft unschöne Spuren am fertigen Teil. Die Lösung? Mehr Achsen! Während 5-Achs-3D-Druck bisher eine extrem teure Nische für die Industrie war, will das Projekt Fractal 5 Pro diese Revolution jetzt für alle zugänglich machen.
Fractal 5 Pro | |
Drucktechnologie | Multidirektionaler 5-Achs-FDM-Druck (CoreXY + Gimbal) |
Achsen | X, Y, Z + A (unbegrenzte Rotation), B (90° Neigung) |
Bauraum | Ø 300 x 250 mm (Höhe) |
Firmware & Steuerung | Klipper ( Raspberry Pi), Octopus Pro Board |
Slicer | Fractal Cortex (Open Source, Python-basiert) |
Extruder & Hotend | Bondtech LGX Lite V2, E3D Volcano Hotend |
Kosten (Material) | ca. 1.900 US-Dollar (ca. 1.750 €) |
Inhalt
Das Herzstück: Ein Gimbal statt eines starren Betts
Optisch erinnert der Fractal 5 Pro stark an einen Voron Trident, was kein Zufall ist. Der Entwickler hat sich klar am robusten CoreXY-Design orientiert. Die wahre Magie verbirgt sich aber unter der runden PEI-Druckplatte (Durchmesser: 300 mm, Bauhöhe: 250 mm). Hier sitzt eine kardanische Aufhängung, ein sogenannter Gimbal, der dem Drucker zwei zusätzliche Freiheitsgrade verleiht:
- A-Achse: Rotiert die Bauplattform unbegrenzt um 360°. Ein Schleifring sorgt dafür, dass die Kabel für Heizung und Sensor nicht verheddern.
- B-Achse: Neigt die Bauplattform um bis zu 90 Grad.
Diese Kombination erlaubt es, das Druckteil während des Drucks neu auszurichten. Komplexe Überhänge können so einfach gedruckt werden, indem man das Bauteil so dreht, dass die Überhänge zu normalen, flachen Schichten werden. Das spart nicht nur Stützmaterial, sondern kann auch die mechanische Stabilität der Teile erhöhen, da die Schichten optimal zur Krafteinwirkung ausgerichtet werden können.
Hard- & Software aus einem Guss: Klipper trifft Python
Um die fünf Achsen anzusteuern, reicht ein normaler Slicer nicht aus. Deshalb wurde der Fractal Cortex Slicer von Grund auf in Python entwickelt. Er ermöglicht es dem Nutzer, ein Modell in verschiedene „Slicing Planes“ (Schnittebenen) zu unterteilen. Der Drucker druckt dann einen Teil des Modells, pausiert, richtet die Bauplattform über die A- und B-Achse neu aus und druckt dann den nächsten Teil in einer anderen Orientierung.
Als Firmware kommt das bewährte und leistungsfähige Klipper auf einem Raspberry Pi zum Einsatz. Bei der Hardware wird ebenfalls auf hochwertige Community-Standards gesetzt, wie ein Bondtech LGX Lite Extruder und ein E3D Volcano Hotend, das für hohe Flussraten ausgelegt ist. Der gesamte Aufbau steckt in einem stabilen Rahmen aus 30x30mm-Aluprofilen.
Ein offenes Projekt mit ehrlichem Ausblick
Hinter Fractal Robotics steckt der Entwickler Dan Brogan, der drei Jahre lang an diesem Projekt gearbeitet hat. In einem ehrlichen Statement auf GitHub erklärt er, dass er das Projekt nicht mehr in Vollzeit vorantreiben kann und es deshalb vollständig als Open-Source-Projekt an die Community übergibt.
Das ist Segen und Fluch zugleich. Einerseits ist das gesamte Wissen, die CAD-Dateien und die Software für jeden frei zugänglich. Andererseits bedeutet es auch, dass es kein kommerzielles Produkt mit Support und Garantie gibt. Der Drucker ist ein DIY-Projekt für erfahrene Maker. Der Entwickler listet offen auf, welche Aspekte noch verbessert werden müssen, wie z.B. die Steifigkeit des Gimbals oder die Umstellung auf ein CAN-Bus-System.
5-Achs-3D-Drucker: Die Zukunft des anspruchsvollen 3D-Drucks?
Der Fractal 5 Pro ist kein Drucker, den man „mal eben so“ kauft und aufbaut. Mit Materialkosten von rund 1.750 € und einem anspruchsvollen Aufbau richtet er sich klar an erfahrene Enthusiasten, Forscher und Entwickler.
Dennoch ist das Projekt absolut lobenswert. Es liefert eine komplette, durchdachte und vor allem offene Hard- und Software-Lösung für den 5-Achs-Druck, die es in dieser Form und zu diesem Preis bisher nicht gab. Es ist ein sicherlich ein wichtiger Beitrag zur Weiterentwicklung des 3D-Drucks und zeigt, wohin die Reise gehen kann. Für den durchschnittlichen Heimanwender ist es noch Zukunftsmusik, aber für die „Maker-Avantgarde“ ist es sicherlich ein kleiner Traum.
FAQ – Häufig gestellte Fragen zum Fractal 5 Pro
🖨️ Was ist der Vorteil von 5-Achs-Druck?
Hauptsächlich die drastische Reduzierung oder sogar Eliminierung von Stützstrukturen. Das spart Material, Zeit bei der Nachbearbeitung und ermöglicht stabilere Bauteile.
💰 Kann man den Fractal 5 Pro kaufen?
Nein, nicht als fertiges Kit. Es ist ein Open-Source-DIY-Projekt. Man muss alle Teile (Kosten ca. 1.750 €) selbst beschaffen und den Drucker nach den auf GitHub verfügbaren Plänen zusammenbauen.
💻 Welchen Slicer muss man verwenden?
Man muss den speziell entwickelten „Fractal Cortex“ Slicer verwenden, da normale Slicer wie Cura oder PrusaSlicer die 5-Achs-Bewegungen nicht berechnen können.
💪 Für wen ist dieser Drucker geeignet?
Er richtet sich klar an erfahrene Maker, Entwickler und Forscher, die keine Angst vor einem komplexen Aufbau haben und die Grenzen des FDM-3D-Drucks ausloten wollen.
Quelle:
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