Kamingo – Motor verwandelt Fahrrad in E-Bike – Kann das funktionieren?

Ein interessantes Crowdfunding-Projekt für alle, die gerne elektrisch unterstützt Fahrrad fahren wollen, die aber nicht das Geld für ein teures E-Bike ausgeben wollen. Kamingo nennt sich das System bestehend aus Akku und E-Motor, das aus einem normalen Fahrrad ein E-Bike macht.

Kamingo E Motor Kit fuer Fahrraeder 2

Kickstarter und Indiegogo sind keine Online-Marktplätze, sondern Crowdfunding-Plattformen. Dort können Privatpersonen neue Produkte finanziell unterstützen. Ein Anspruch auf das fertige Produkt besteht jedoch nicht, was die Beteiligung zu einem Risiko macht.

Zum E-Bike per einfach Upgrade?

Das Prinzip von Kamingo: Der Motor wird unter dem Sattel am Hinterrad angebracht. Der Antrieb erfolgt über eine kleines Rad, das mit Druck auf das Hinterrad des Fahrrads gepresst wird und die Bewegung so auf das Rad überträgt. Der Motor liefert dabei eine Maximalleistung von 750 Watt und soll eine Tretunterstützung bis zu 25 km/h bieten. Es gibt theoretisch auch einen „Cruise Mode“ mit vollelektrischem Antrieb, dieser ist in Deutschland aber vermutlich nicht zugelassen und kann über die App deaktiviert werden. Der Motor kommt außerdem in drei Varianten, wobei die für Europa/Deutschland bestimmte Version sogar nur 250 Watt Leistung liefert.

Kamingo E Motor Kit fuer Fahrraeder 2

Verglichen mit ähnlichen Systemen wirkt Kamingo sehr kompakt. Das hat aber auch den Grund, dass er Akku separat am Rad befestigt wird. Er soll laut Kampagneninfo „in die meisten Flaschenhalter passen“, wird ansonsten aber mit einer passenden Halterung auf dem Unterrohr in der Mitte des Fahrrads befestigt und per Kabel verbunden. Der Akku soll dann eine Reichweite von bis zu 90 Kilometern unterstützen.

Womit der Hersteller zusätzlich wirbt ist die einfache Anbringung des Systems. Nach der erstmaligen Installation der Halterungen sollen die drei Elemente Motor, Akku und Steuerung in nur 10 Sekunden angeklemmt (und genauso schnell wieder entfernt) werden können. Praktisch ist auch der Standby-Modus, bei dem das Antriebsrad des Motors nach oben geklappt wird und so keinen Kontakt mehr zum Reifen hat.

Praktisch, aber wo ist der Haken?

Ein paar Einschränkungen und offene Fragen bleiben aber. So ist der Motor nur mit Fahrrädern ohne Gepäckträger oder selbst Schutzblech am Hinterrad nutzbar. Bei schlechtem Wetter bzw. Nässe stellt sich dann nicht nur wie Frage, wie gut der Kontakt zwischen Antriebsrad und Hinterrad des Fahrrads funktioniert, man muss auch mit den Wasser- und Schlammspritzern leben. Der Motor selbst ist aber wasserfest nach IP66.

Kamingo E Motor Kit fuer Fahrraeder 3

Die Installation soll zwar einfach sein, aber wirklich praktischer ist der separate Akku nicht. Er mag weniger auffallen als ein entsprechend größeres Gerät am Hinterrad, aber dafür muss auch erst mal das zusätzliche Kabel am Rahmen entlanggeführt werden. Und der Akku im Flaschenhalter nimmt eben auch den Platz einer tatsächlichen Wasserflasche ein, die man dort dann nicht mehr unterbringen kann.

Kamingo E Motor Kit fuer Fahrraeder 2

Was aber besonders skeptisch macht, sind die Erfahrungsberichte mit ähnlichen Systemen. Wir haben hier im vergangenen Jahr schon über das Pikaboost 2 berichtet. Sucht man nach Erfahrungen zu diesem Gerät, findet man nicht nur positive Rezensionen, und viele Nutzer bemängeln, dass das Konzept einfach nicht wie versprochen funktioniert. Die Hoffnung ist hier, dass der Druck auf den Reifen wegen des kürzeren Hebels beim Kamingo eventuell höher ist, aber garantiert ist das nicht und es würde auch nicht alle Probleme lösen.

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Ist die Idee cool? Ja. Das Fahrrad vergleichsweise günstig mit einem Elektromotor zur Tretunterstützung ausstatten, ist ein guter Ansatz. Den hatte der Hersteller hier nicht als Erster; solche Motoren tauchen regelmäßig auf den bekannten Crowdfunding-Seiten auf. Hier gibt es ein paar gute Ansätze, etwa „regeneratives Bremsen“, dass den Akku während der Fahrt wieder lädt, oder ein Warnsystem zur Erkennung von Steinen und Schmutzpartikeln auf den Reifen, die den Motor beschädigen könnten.

Kamingo E Motor Kit fuer Fahrraeder 3

Der Preis liegt bei rund 300€, was etwa in der Größenordnung vergleichbarer Systeme liegt. Versendet werden sollen die Kamingo-Motoren ab Dezember 2025, hier muss man also noch mindestens fünf Monate auf das Produkt warten.

Wir sind da insgesamt skeptisch. Lange Wartezeit, keine 100%ige Sicherheit durch den Crowdfunding-Aspekt und die berechtigten Zweifel an der Funktionalität des Systems – hier muss man die 300 Euro schon wirklich über haben, um sich auf das Experiment einzulassen. Wie ist eure Meinung dazu? Seid ihr Radfahrer und habt schon mit so einem System geliebäugelt?

b93083a0ada345aa8bfe310c25629ad8 Hier geht's zum Gadget

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Jens

Aktuell interessiert mich vor allem das Thema E-Mobilität; die neuen E-Scooter erwarte ich mit Vorfreude. Als leidenschaftlicher Zocker freue ich mich auch über alle Gadgets mit Gaming-Bezug.

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Kommentare (6)

  • Profilbild von The real Randomblame
    # 12.07.25 um 17:45

    The real Randomblame

    Wenn ich solche Umbausätze sehe, muss ich immer an die alte Velo Solex mit 25cm³ Hilfsmotor denken, den man auf das Vorderrad ablassen musste. Der Motor hing an einer Halterung am Lenker und es gab einen Hebel zum absenken, allerdings war der Vordereifen da aus Vollgummi und der Motor wog inkl. Tank sicher so 4-5kg.
    Problematisch ist bei so Rollenantrieben auch der Reifenverschleiß, denn der verdoppelt sich auf jeden Fall, vor allem, wenn da tatsächlich bis zu 750w anliegen können, dann ist der Reifen sogar 3 bis 4x so schnell hin.
    Ich glaub, das Teil verschwindet genauso schnell vom Markt, wie es aufgetaucht ist. Haben schon viele versucht, ähnliches anzubieten, ein System sogar aus Deutschland, durchgesetzt hat sich keines. Das System war damals schon bei der Velo Kacke..

    • Profilbild von Tobias
      # 12.07.25 um 22:51

      Tobias

      sehe ich ähnlich, das Ding wird verschwinden… sportliche Räder (die Ohne Schutzblech und Gepäckträger auskommen) wird wohl kaum jmd. mit so einem Motor fahren wollen, alle anderen sind garnicht kompatibel… wer, aus welchen Gründen auch immer, sein Fahrrad damit nachrüsten möchte geht viel zu viele Konpromisse ein… vor allem, wer ein so hochwertiges Rad hat, dass er es nicht ersetzen wollen würde, der wird mit der Leistung eines solchen System wahrscheinlich auch nicht glücklich werden.

  • Profilbild von ritchi
    # 13.07.25 um 12:06

    ritchi

    Perfekt um einen Carbon Rahmen zu Schrotten

  • Profilbild von Mix Mastermux
    # 13.07.25 um 14:07

    Mix Mastermux

    Ältere werden sich noch an die alten Dynamos erinnern, die an den drehenden Reifen gedrückt wurden und sich dadurch drehen sollten. Hat nie funktioniert, hat immer durchgerutscht und gerieben, und die Lampe hat bestenfalls mal geflackert. Und bei Feuchtigkeit nicht einmal das. Mehr erwarte ich hier auch nicht, außer dass Ruckzuck das Reifenprofil abgenutzt sein wird.

    • Profilbild von Tekace
      # 13.07.25 um 20:12

      Tekace

      Unfug! Dynamoos haben während meiner gesamten Kindheit, Jugend und auch im Erwachsenenalter ohne Probleme und wunderbar funktioniert, wir hatten immer Licht am Fahrrad, da hat nichts geflackert. Die Dynamoos am Reifen wurden ersetzt durch Nabendynamoos, weil sie durch die Reibung einen erhöhten Widerstand boten, man also mehr Kraft aufwenden musste beim Treten. Ob das hier funktionieren wird, bleibt abzuwarten, aber der Vergleich mit den alten Dynamoos hinkt gewaltig.

  • Profilbild von jens
    # 14.07.25 um 01:54

    jens

    das gab es doch schon vor zig jahren. war damals blau und etwas größer eherwas für den gepäckträger aber dafür mit akku direkt drin verbaut.
    kam damals auch um die 300€

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