Nothing Phone (3) für 769€ statt 799€ im Test: Ist der Hype zu groß?
Das noch sehr neue Nothing Phone (3) hat polarisiert! Jetzt ist es zum ersten mal im Angebot, so dass ihr es zum Beispiel bei MediaMarkt für 769€ statt 799€ bekommt. Wer mehr Speicher benötigt, bekommt die 512 GB Version für 799€ bei MediaMarkt.
- eigenes Design mit Mini-Display auf der Rückseite
- Starker Snapdragon 8s Gen 4 Chip
- 5 Jahre Updates
- Gute 50 MP Triple-Kamera
Man hat sich Zeit gelassen im Hause Nothing. Der noch recht junge Hersteller hat nach der Veröffentlichung des Nothing Phone (2) erstmal die günstigere a-Reihe und die Untermarke „CMF by Nothing“ ausgebaut, bevor man das erste „echte“ Flagship vorstellt. In London war es dann soweit, das Nothing Phone (3) wurde endlich enthüllt. Wir waren auf dem Launch-Event dabei und konnten das Nothing Phone (3) bereits testen.
- Nothing Phone 3 (256 GB)
- Nothing Phone 3 (512 GB)
Inhalt
Technische Daten des Nothing Phone (3)
Display | 6,67″ AMOLED (2800 x 1260p), 120 Hz, 4500 nits |
Prozessor | Qualcomm Snapdragon 8s Gen 4 @3,2 GHz |
Grafikchip | Adreno GPU |
RAM | 12/16 GB |
Interner Speicher | 256/512GB |
Kamera | 50 MP, Sony IMX882 mit ƒ/1.68 Blende 50 MP ƒ/2.2 Ultraweitwinkelkamera 50 MP ƒ/2.68 Periskopkamera, 3-fach opt. Zoom |
Frontkamera | 50 MP |
Akku | 5150 mAh, 65W, 15W Qi |
Konnektivität | Bluetooth 6, IR, USB-C, GPS, NFC, 5G, WiFi 7 |
Features | Fingerabdrucksensor unter Display, Stereo-Speaker |
Betriebssystem | Nothing OS 3.5, Android 15, 5 Jahre Updates |
Maße / Gewicht | 160,6 x 75,59 x 8,99 mm / 218g |
Farben | Schwarz, Weiß |
Vorstellungsdatum / Testdatum | 01.07.2025 / 01.07.2025 |
UVP | 256 GB: 799€ 512 GB: 899€ |
Tschüss, Glyph-Rückseite!
Tschüss, Glyph-Rückseite! Nothing beerdigt sein Markenzeichen: Die Glyph-Rückseite, bestehend aus mehreren LEDs, die als Taschenlampe und visuelle Begleitung für Benachrichtigungen blinkt, gibt es in der Form nicht mehr im Phone (3). Stattdessen verbaut man das Glyph-Matrix-Display: 489 LEDs, die fast den gleichen Zweck erfüllen und so auch für Benachrichtigungen, den Timer oder aber auch für Späße wie Flaschendrehen oder „Stein-Schere-Papier“ genutzt werden können.
Die Community ist eine der zentralen Säulen für Nothing und so öffnet man die Schnittstelle für Entwickler. Zukünftig sollen so auch immer wieder neue „Glyph Toys“ erscheinen. Gesteuert wird die Glyph-Matrix über eine kapazitive Taste auf der Rückseite, die zwischen einmal Drücken und Gedrückthalten unterscheidet. Das funktioniert als Rechtshänder ziemlich gut, für Linkshänder finde ich die Platzierung aber etwas suboptimal. Allerdings bringt es auch schon fast Flashbacks zu diversen Smartphones mit Fingerabdrucksensor auf dem Rücken.

Auch wenn Carl Pei die eigene Marketing-Abteilung sicher erstmal überzeugen musste, Abstand vom eigentlichen Wiedererkennungswert zu nehmen, ist das in meinen Augen der richtige Schritt. In der Keynote hat der CEO verlauten lassen, dass die Glyph-Rückseite kein Gimmick sei, neun von zehn Anwendern benutzen die Glyph. Allerdings ist die Interaktion doch etwas eingeschränkt. Die Glyph-Matrix-LED bietet mehr Optionen: Informationen über das Sekundärdisplay sind nützlich, Spiele wie Flaschendrehen immerhin ein Spaßfaktor. Es geht Nothing oft um das Essenzielle (deswegen kaufte man wohl auch Essential Phones) und hier kann man sich essenzielle Infos abholen.

Ich bin gespannt wie sich die Glyph-Matrix weiterentwickelt. Man soll auch Kontaktbilder in dieser „Pixel-Art“ speichern können und weiß so schnell, wer angerufen hat, zudem kann man das Display wohl auch als Viewfinder benutzen. Das trägt alles zum digitalen Detox bei: Nothing will, dass ihr euer Smartphone weniger benutzt. Dafür sorgt schon das Monochrom-Theme ohne bunte App-Icons und es wirkt wie ein Schritt in die Richtung eines Dumbphones, die in letzter Zeit immer beliebter wurden. Also ja: Ich finde das Dot-Matrix-LED die richtige Evolutionsstufe und es kann auch dafür sorgen, dass man sein Smartphone mal öfter aus der Hand legt.
Die neuen Funktionen des Essential Hubs
So zum Beispiel auch mit einem der zwei neuen „Essential-Features“. Unter dem Power-Button befindet sich der Essential key, der schon mit dem Phone (3a) Pro eingeführt wurde. Im Vorfeld wurde das Thema „KI“ von Nothing selbst priorisiert, der Essential Hub ist der erste Schritt. Damit lassen sich z.B. Screenshots mit Sprachnotizen verknüpfen und sammeln. Nun kann man aber auch z.B. Meetings aufnehmen, transkribieren und zusammenfassen lassen. Das nennt sich „flip to record“ und wird durch das Glyph-Matrix-Display realisiert. Dafür muss man sein Handy also nicht aktiv bedienen und der Wunsch ist, dass das ins muscle memory übergeht.

Der Essential Space wird zudem um Essential Search erweitert, meiner Meinung nach die nützlichste KI-Funktion des Phone (3) – zumindest auf den ersten Blick. Aus einer normalen Suche auf dem Handy kann man eine essential search machen und bekommt so Antworten á la Gemini in der Suchmaske – keine extra App notwendig. Allerdings ist der Umfang dieses „Chatbots“ bei weitem nicht auf dem Niveau von ChatGPT oder Gemini. Wenn ich beispielsweise nach einem veganen 7-Tage-Ernähungsplan frage, bekomme ich ein paar Ideen. Wenn ich prompte, dass ich richtige Rezepte brauche, liefert die KI immerhin Rezeptideen für Frühstück, Lunch und Abendessen, aber keine konkreten Mengenangaben. Die KI versteht aber Kontext und kann mit dem Prompt „Bitte ohne Nüsse wegen Allergie“ das Suchergebnis anpassen. Es ist in meinen Augen also eine bessere Suche, aber noch kein ChatBot.

Recycelt und robust
Nothing special gibt es auf der Front, außer eventuell, dass die Bildschirmränder mit 1,87 mm relativ dünn ausfallen. Allerdings sind 6,67″ Bildschirmdiagonale, 1260 x 2800 Pixel mit 460 ppi Bildschirmschärfe, 120 Hz Bildwiederholrate und 4500 nits maximale Helligkeit im heutigen Smartphone-Zeitalter Standard, gerade in der Preisklasse. Der Bildschirm gefällt mir im Test dementsprechend gut. Die Blickwinkelstabilität ist ordentlich und bei Sonneneinstrahlung ist die Helligkeit hoch genug.
Mit dem Preis steigen aber auch die Erwartungen. Anscheinend verzichtet der Hersteller nun auf die LTPO-Technologie, die man noch im günstigeren Vorgänger verbaut hat. Der Fingerabdrucksensor sitzt wie üblich unter dem Bildschirm, ist aber nur ein optischer Sensor und kein Ultraschall-Sensor. Die Positionierung ist für mich etwas zu tief, aber das ist eine Sache der Präferenz. Das gilt nicht für das Always-On Display, welches sich zwar aktivieren lässt, im Design aber nach wie vor keine Anpassung erlaubt.
Auch Gorilla Glas kommt zum Einsatz, allerdings unterteilt man hier zwischen dem etwas schwächeren Gorilla Glas 7i für die Front- und Gorilla Glas Victus für die Rückseite. Gorilla Glas 7i ist eigentlich eher für Mittelklasse-Smartphones gedacht und selbst Victus wurde inzwischen vom neueren Victus 2 oder Armor überholt. Nachhaltigkeit ist auch beim Phone (3) wieder wichtig, recycelte Materialien sorgen für den Großteil der Verarbeitung. Zudem ist es mit einem IP68-Rating ausgestattet und somit offiziell wasserdicht. Auch abgesehen davon fühlt sich das Smartphone gut verarbeitet an.
Erstes Flagship – aber kein Elite-Chip!
Das erste Nothing Phone (1) war noch kein Flagship-Smartphone, das Zweite schielte in die Richtung und mit dem Nothing Phone (3) erblickt nun das erste „echte“ Flagship das Licht der Welt. Und was erwartet man da als Prozessor? Anscheinend den Qualcomm Snapdragon 8s Gen 4 wie Nothing wohl denkt und nicht den 8 Elite, den viele sicherlich erwartet haben. Der Achtkern-Chip mit 3,2 GHz Taktfrequenz im Big-Core-Design bringt Power auf Niveau des Snapdragon 8 Gen 3, wird aber auch schon im fast halb so teuren POCO F7 verbaut. Dazu gibt es 12 oder 16 GB und 256 oder 512 GB Massenspeicher.
Man kann sicherlich über die Prozessorwahl streiten und die Meinung vertreten, dass ein „Flagship“ auch den aktuell besten Chip von Qualcomm nutzen muss. Die Praxis zeigt aber, dass das Phone (3) sehr flott arbeitet. Spiele wie Asphalt Legends Unite laufen auf höchsten Einstellungen mit 90 Hz flüssig, der AnTutu Benchmark-Wert liegt in Sprungweite der 2-Millionen-Marke und die generelle Bedienung ist einfach flink. Im direkten Vergleich zum Nothing Phone (3a) Pro ist das auch ein signifikanter Sprung.
Einzig und allein die Thermik ist ein kleines Manko. Bei extremer Belastung wie dem 3DMark Wildlife Stress Test Extreme-Benchmark erreicht das Smartphone in CPU Nähe schon Temperaturen von in etwa 46°C. Das liegt noch unter dem XRING01 Chip aus dem Xiaomi 15S Pro, trotzdem wird es sehr spürbar warm.
Erster Silizium-Karbon Akku im Nothing Phone
Nothing verbaut das erste Mal einen Silizium-Karbon Akku, der theoretisch deutlich höhere Kapazitäten erlaubt. Die erwarten uns mit 5150 mAh allerdings nicht, wobei der indische Markt wohl immerhin einen 5500-mAh-Akku bekommt. Hier dürften auch wieder Logistikbestimmungen einiger Shops und Provider eine Rolle spielen. Im Test bin ich mit der Akkulaufzeit sehr zufrieden und würde behaupten, dass man je nach Nutzung auf seine zwei Tage Laufzeit kommen kann, da der Standby-Verbrauch auch relativ niedrig ist. Im Akkubenchmark erreicht es mit etwa 17:30h aber nicht viel mehr als das Phone (3a) Pro. Ein größerer Akku wäre also durchaus drin gewesen.
Dafür erlaubt es 65W Laden per Kabel. Ein entsprechendes Ladegerät liegt allerdings nicht im Lieferumfang. Wir freuen uns auch über das 15W kabellose Laden und 7,5W umgekehrte kabellose Laden. Da kann man aber auch kritisieren, dass man auch durchaus schnelleres Laden in der Preisklasse bekommt, selbst iPhones laden inzwischen kabellos schneller per MagSafe.
Geladen wird über den USB-C 2.0 Port an der Unterseite, dazu gibt es noch 5G, NFC, Bluetooth 6, eSIM, Stereo-Speaker und Dual-GPS.
Nothing Phone (3) mit Nothing OS 3.5
Zum Start ist Nothing OS 3.5 auf Basis von Android 15 vorinstalliert, welches nach einem Update mit dem Sicherheitspatch von Juni 2025 ausgestattet ist. Da auch das Phone (3) nach dem 20. Juni 2025 in Europa erschienen ist, muss sich der Hersteller an die EU-Vorgabe halten. So bekommt das Smartphone fünf Jahre System- und sieben Jahre Sicherheitsupdates. In Bezug auf die funktionalen Updates ist das nun das offizielle Minium, Samsung und Apple bieten da eine längere Unterstützung.
Nothing OS ist eigenwillig – ich mag das, auch wenn das monochrome Design für eine unintuitivere Bedienung sorgt – so ganz ohne Farbe. Die Matrix-Schrift, die eigenen Widgets und das oft eigene Design von Standard-Apps wie dem Audiorekorder machen Spaß und sind anders. In der sehr gleichen Welt der Smartphones ist das eine willkommene Abwechslung! Zudem muss man Nothing zugutehalten, dass der Hersteller wenig bis gar keine Bloatware vorinstalliert. Die Google-Dienste sind aber selbstverständlich vorinstalliert.
Wie gut ist die Kamera vom Nothing Phone (3)?
Die Triple-Kamera auf der Rückseite besteht aus einer 50 Megapixel Kamera mit ƒ/1.68 Blende und optischer Bildstabilisierung sowie 50 MP Ultraweitwinkelkamera mit ƒ/2.2 Blende und eine 50 MP Periskopkamera mit ƒ/2.68 Blende, 3-fach optischem Zoom und optischer Bildstabilisierung. Die Frontkamera bietet ebenfalls eine 50 Megapixel Auflösung und erlaubt sogar 4K Aufnahmen!
Mir gefällt Nothings Farbprofil auf Fotos insgesamt relativ gut. Die Farben sind relativ lebensecht, doch gefühlt sind die Fotos oft minimal unterbelichtet. Das sorgt für tendenziell dunklere Fotos mit relativ hohem Kontrast und dunkleren Bildbereichen. Somit ähnelt man etwas der Pixel-Ästhetik, wobei Google das in meinen Augen noch etwas besser umsetzt. Der Detailreichtum ist ebenfalls gut genug – bei dem Foto meiner neuen Schuhe erkennt man die Oberflächenstruktur insgesamt noch etwas genauer.
Mein Highlight ist aber wie so oft die Telemakrokamera. Die erlaubt sogar noch einen digital Zoom-In und bringt kleinere Objekte zum Leben – das kennen wir auch so schon von anderen Top-Smartphones wie dem Xiaomi 15. Die Videoqualität inklusive Tonaufnahme ist in 4K möglich und vom Bild her zufriedenstellend. Wie bereits angesprochen gibt es nun auch die rote LED auf der Rückseite, die anzeigt, wenn man ein Video aufnimmt. Das kann man aber auch tatsächlich leicht in den Kameraeinstellungen deaktivieren. Den Aktion-Modus für Fotos gibt es bei Videos leider nicht.
Nothing Phone (3): Sind die Erwartungen zu hoch?
Über die Optik des Geräts lässt sich sicherlich streiten, unbestritten ist aber, dass sich Nothing wieder etwas hat einfallen lassen. Es ist nicht das erste Smartphone mit Display auf der Rückseite, die Umsetzung mit der Taste und die Optik ist aber wieder Nothing typisch. Es ist aber mutig die Glyph-Rückseite als Markenzeichen komplett über den Haufen zu werfen. Und auch, dass man sich gegen den Snapdragon 8 Elite entscheidet, ist mutig, ökonomisch aber sicher sinnvoll.
Im Test gefallen mir gerade die Performance sowie das Betriebssytem gut. Gerade die Neuerungen wie die Glyph-Matrix-LED und der verbesserte Essential Space schlagen für mich persönlich die richtige Richtung ein. Nothing will, dass man auch anders mit dem Gerät interagiert und dass es ein praktischer Alltagshelfer ist. Immerhin hat es zwei zusätzliche Tasten. Allerdings ist das in meinen Augen auch noch nicht der große Wurf, das ist noch kein „KI-Phone“ wie zumindest ich es irgendwie erwartet habe, weil es Carl Pei auch selbst angeteasert hat. Dafür ist es zu wenig, ich meine, Google hat Gemini, Motorola bietet einfach alle AIs an und Samsung hat sehr gute Foto-AI-Funktionen.
Zudem handelt man sich mit dem fehlenden LTPO-Panel, Gorilla Glas 7i oder dem langsamen Qi-Laden so Kleinigkeiten ein, die nicht hätten sein müssen. Mir ist es schon lang nicht mehr so schwer gefallen ein Smartphone zu bewerten, denn das Phone (3) macht mit der Leistung, dem Design, der Akkulaufzeit und der Software auch viel richtig. Um die UVP von 799€ zu rechtfertigen, fehlt in meinen Augen auch noch ein Hardware-Highlight wie der 8 Elite Prozessor, ein größerer Akku oder eine noch stärkere Kamera. Unter dem Strich ist das Nothing Phone (3) ein besonderes Smartphone und relativ rundes Gesamtpaket, welches für mich gerne auch etwas günstiger hätte sein können. Was haltet ihr von dem Nothing Phone (3)?
- „innovative“ Glyph-Matrix-LED
- Wirklich gute Performance im Alltag, auch bei intensiven Anwendungen
- Nothing OS macht viel anders
- „nur“ Gorilla Glas 7i, LTPS-Display und 15W Qi-Laden
- Noch nicht das erhoffte „AI“-Smartphone
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