Prophete Fahrrad-Dashcam bei Aldi für 89,99€ – Schnäppchen oder Schrott?
Aldi verkauft eine Fahrrad-Dashcam mit 45% Rabatt. Ist die „Prophete Dashcam“ für 89,99€ also ein echtes Schnäppchen und sollte an keinem Fahrradlenker fehlen? Wir wollten das mal ausprobieren und haben sie bestellt.
- Prophete Fahrrad-Dashcam
- bei Aldi für 89,99€
Inhalt
Rechtliche Aspekte – Was ist beim Filmen mit der Fahrrad-Dashcam erlaubt?
Vorweg mal ein kurzer Blick auf die Rechtslage in Deutschland: Die Montage einer Dashcam am Fahrrad ist grundsätzlich erlaubt. Beim Filmen selbst ist zu beachten, dass dauerhaftes, anlassloses Aufzeichnen des öffentlichen Raums und anderer Verkehrsteilnehmer nicht gestattet ist und gegen Datenschutzrichtlinien verstößt. Erlaubt ist meist nur kurzes, anlassbezogenes Aufzeichnen, beispielsweise direkt bei oder nach einem Unfall. Das Veröffentlichen von Aufnahmen, auf denen Personen oder Kennzeichen erkennbar sind, ist ohne Zustimmung sowieso tabu.
Dashcam-Aufnahmen sind in Deutschland vor Gericht schon als Beweismittel zugelassen worden, es gibt aber keine Garantie dafür und Gerichte entscheiden hier im Einzelfall – manchmal auch zu ungunsten des Filmenden. Für die eigene Sicherheit zu filmen, idealerweise nur kurze Clips bei konkreten Ereignissen zu speichern und diese Aufnahmen regelmäßig zu löschen oder zu überschreiben sowie nicht zu teilen, ist der sicherste Weg.
Erster Eindruck – Montage und Zubehör sind „okay“
Die Prophete Dashcam wird mit einer Lenkerhalterung und Zubehör geliefert. Die Anbringung ist schnell erledigt. Weniger überzeugend ist die Stabilität der Halterung: Sie ist etwas wackelig und vermittelt keinen besonders festen Eindruck. Immerhin ist sie flexibel und erlaubt es, die Kamera auch zur Seite zu drehen, falls man auch mal die Landschaft um sich herum während der Fahrt aufnehmen möchte.
Eingeschaltet wird die Kamera über Knöpfe direkt am Gehäuse. Ein kleines Display zeigt eine Vorschau des Bildes. Die Aufnahme startet ebenfalls am Gerät oder über eine mitgelieferte kleine Fernbedienung für den Lenker. Bei der Fernbedienung zeigt der Praxistest schnell ein Ergonomieproblem: Je nach Position von Fahrradklingel und Schaltung ist sie oft schlecht zu erreichen oder im Weg.

Ein weiteres Feature ist die integrierte „Hupe“. Diese ist im Test aber wenig praxistauglich: Der Ton ist eher nervig als warnend, zu leise und weniger auffällig als eine herkömmliche Fahrradklingel. Zudem ist der Auslöseknopf an der Fernbedienung, wie erwähnt, oft ungünstig platziert.
Die App – Mehr Frust als Funktion?
Für weiterführende Einstellungen ist man auf die zugehörige Smartphone-App angewiesen – und hier beginnen die größeren Probleme. Die App ist sehr schlecht übersetzt, nicht alle Einstellungen sind auf Anhieb verständlich. Immerhin hat man einige Optionen, etwa Zeitrafferaufnahmen, verschiedene Fotomodi und leichte Anpassungen an der Bildqualität.
Eine Loop-Funktion, die bei vollem Speicher die ältesten Aufnahmen überschreibt, ist zwar vorhanden. Ärgerlich ist jedoch, dass es keine Möglichkeit gibt, einzelne wichtige Clips gezielt und dauerhaft zu speichern oder zu schützen. Die Kamera nimmt also so lange auf, bis die Karte voll ist, und beginnt dann wieder von vorne – für eine Dashcam, die Unfallmomente sichern soll, ein kritischer Punkt. Ein weiteres Feature, das fehlt, ist ein Beschleunigungssensor (G-Sensor), der bei einer Erschütterung die aktuelle Aufnahme automatisch schreibgeschützt speichern würde.
Ohne die App kann man an der Kamera selbst dann nur zwischen Video- und Fotomodus wechseln oder sich die gespeicherten Aufnahmen ansehen.
Die Bildqualität bleibt hinter den Erwartungen zurück
Die Prophete Dashcam wirbt mit einer Auflösung von 4K bei 60 Bildern pro Sekunde. Auswählen kann ich in der App aber nur 30fps, dafür aber die Bildstabilisierung nicht deaktivieren. Im Test sind die Aufnahmen trotz der hohen Auflösung etwas „verschwommen“ – zwar werden sie als 4K-Videos gespeichert, aber so aussehen tun sie nicht. Für die Identifizierung von Gesichtern und Nummernschildern bei guten Lichtverhältnissen reicht es aber aus. Die elektronische Bildstabilisierung (EIS) ist „okay“: Obwohl die Kamera an der wackeligen Halterung sichtbar zittert, sind die Aufnahmen auf normalem Untergrund noch brauchbar; bei sehr unebenen Wegen stößt sie an ihre Grenzen.

Was die Kamera komplett überfordert sind schlechte Lichtverhältnisse: In der Dämmerung oder Dunkelheit ist die Kamera quasi unbrauchbar. Selbst wenn das eigene Fahrradlicht an ist, verbessert dies die Bildqualität nicht nennenswert. Dass die Variante der Kamera mit integriertem Licht hier einen Unterschied macht, ist schwer vorstellbar.
Der Ton wird aufgezeichnet und ist qualitativ grundsätzlich in Ordnung. Negativ fällt jedoch auf, dass das Wackeln und Klappern der Halterung deutlich in den Tonaufnahmen zu hören ist.
Der Hersteller gibt eine Akkulaufzeit von 4,5 Stunden an. In der Praxis ist von einer kürzeren Laufzeit auszugehen und die Kamera muss regelmäßig geladen werden. Ein Datum- und Zeitstempel kann in den Aufnahmen eingeblendet werden.
Insgesamt eine Enttäuschung und schwerlich 90 Euro wert
Die Prophete Fahrrad-Dashcam lässt mich etwas ratlos zurück. Das beginnt damit, dass sie abgesehen von der Einstellbaren Loop-Aufnahme, bei der die Videos in kurzen Clips gespeichert werden, keine Funktion besitzt, die sie als „Dashcam“ von jeder anderen Kamera oder einer Actioncam unterscheiden würde. Ich kann mir auch mein Smartphone an den Lenker klemmen und damit filmen und bekomme die gleichen oder bessere Ergebnisse.
Nachtsicht ist nicht vorhanden und schon bei Dämmerung erkennt die Kamera nichts mehr. Die zwei Zusatztasten für Signalton und Auslöser, die am Lenker befestigt werden, sind in der Praxis keine große Hilfe. Bei Tageslicht sind die Aufnahmen grundsätzlich in Ordnung, wenn auch nicht auf dem Level einer guten 4K-Kamera.
Was mich aber wirklich staunen lässt, ist, das Aldi hier 90€ verlangt und das noch als Angebotspreis deklariert. Es gibt das exakt gleiche Modell unter anderen Namen auch bei vielen Händlern. Kaufland und Mediamarkt verkaufen das Modell mit integriertem Licht und ansonsten gleichem Datenblatt – für weniger! Und selbst deren Preise halte ich für zu teuer; nach meiner bisherigen Erfahrung mit der Kamera wäre sie mir vielleicht 40 Euro wert, aber sicher keine 80 oder 90.
Habt ihr Fahrrad-Dashcams im Einsatz und könnt Empfehlungen aussprechen? Teilt sie mit uns in den Kommentaren.
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