Qidi Q2 Combo im Test: 3D-Drucker mit genialem Multicolorsystem oder Beta-Version?
Qidi hat uns insbesondere letztes Jahr mit dem Qidi Plus4 wirklich sehr positiv überrascht. Mit dem neuen Qidi Q2 will man nun den nächsten Schritt gehen und nicht nur einen weiteren, exzellenten Single-Color-Drucker liefern, sondern mit der optionalen „Qidi Box“ auch in den umkämpften Multicolor-Markt vorstoßen. Ob und wie das gelingt, erfahrt ihr in unserem Test.
- Qidi Q2 Combo:
Feature | Qidi Q2 |
Drucktechnologie | CoreXY, Direct Drive Extruder |
Bauraum | 270 x 270 x 256 mm |
Max. Geschwindigkeit | 600 mm/s |
Max. Beschleunigung | 20.000 mm/s² |
Max. Düsentemperatur | ≤ 370 °C (Bimetall-Düse) |
Max. Betttemperatur | ≤ 120 °C |
Aktive Kammerheizung | Ja (bis 65°C, 2. Gen) |
Leveling | Auto-Leveling (Loadcell-Sensor im Hotend) |
Konnektivität | WLAN (2.4 GHz), Ethernet, USB |
Besonderheiten | AI-Kamera, 3-in-1 Luftfilter, 1.5GT Riemen, lineare Führungsschienen |
Qidi Box (Combo) | 4-Spulen-Multicolorsystem, aktiv beheizt (65°C), unterstützt TPU & CF-Filamente |
Wer schreibt diesen Test?
Ich bin Thommy und ich begeistere mich für Smart Home, Dashcams & Co. Meine Leidenschaft sind aber FDM 3D-Drucker, seitdem mir meine Frau (natürlich die beste) 2018 einen Anycubic Mega-S geschenkt hat.
Inhalt
Kurzfazit zum Qidi Q2
Der Qidi Q2 ist als Single-Color-Drucker sicherlich ein sehr guter 3D-Drucker. Er ist gut verarbeitet, liefert gute bis exzellente Druckergebnisse mit einer Vielzahl von Materialien und überzeugt mit durchdachten Features wie dem präzisen Wägezellen-Leveling. Die optionale Qidi Box ist auf dem Papier ein genialer Wurf, der mit seiner aktiven Heizung und dem Support für TPU und Carbonfaser die Konkurrenz alt aussehen lässt. In der Praxis ist die Software aber noch nicht ausgereift. Wiederholte Extruder-Blockaden und eine unzuverlässige KI-Fehlererkennung machten Multicolor-Drucke im Test zum Glücksspiel. Das Potenzial ist groß, aber aktuell (Stand September 2025) kauft man einen 3D-Drucker mit einem Multicolorsystem im Beta-Status.
- gute bis sehr gute Druckqualität im Single-Color-Modus
- hochwertige Verarbeitung und stabile Mechanik
- präzises, sondeloses Auto-Leveling
- unterstützt riesige Materialvielfalt (inkl. PPS-CF)
- Qidi Box mit aktiver Heizung unterstützt TPU & CF (in der Theorie)
- Multicolor-Druck (Qidi Box) aktuell noch unzuverlässig (Fehlermeldungen)
- wiederholte Extruder-Probleme (Jams)
- Firmware und UX unfertig
- „Nudelverhedderungserkennung“ – weiterhin Übersetzungsfehler
- Laute klackernde Filament-Ladevorgänge der Qidi Box
- Kein adaptives Mesh-Bed-Leveling
Lieferumfang: Standard
Machen wir es kurz: Der Lieferumfang des Qidi Q2 Combo ist Standard: Da wäre ein Paket mit dem Drucker an sich, etwaigem Standard-Werkzeug und ein zu vernachlässigendes Filament-Sample. Außerdem ist dann noch ein separates Paket in Form der Qidi Box mitsamt allen Anschlusskabeln und PTFE-Schläuchen. Sowohl Drucker als auch Qidi Box werden separat mit Kaltgerätesteckern bestromt.
Einrichtung & erste Eindrücke: Poliert, aber mit kleinen Macken
Was direkt auffällt: Wie bei Bambu Lab gibt es nun ein kleines Seitenfenster auf beiden Seiten. Außerdem ist der Glasdeckel nun eine Art „Schiebedach„, das man nach hinten schiebt um ein wenig Luftzirkulation bei PLA-Drucken zu haben. Nett, aber mit der Qidi-Box auf dem Deckel dann wieder eher unpraktisch.
Die Ersteinrichtung nach dem obligatorischen Anbringen von Touchscreen und Filamenthalter wird von einer tollen, bebilderten Menüführung auf dem 4,3-Zoll-Touchscreen begleitet. Mitten im Selbsttest hört die grafische Unterstützung dann aber plötzlich auf, was den Eindruck einer noch nicht ganz fertigen UX hinterlässt. Auch die teils holprige deutsche Übersetzung („Nudelverhedderungserkennung“) zeugt davon.
Bei der Qidi Box ist ein Sammelsurium an PTFE-Schläuchen inklusive Filament-Hub am Drucker anzubringen – genauso wie zwei Verbindungskabel zwischen Drucker und Multicolorsystem. Hier hätte man sich besser an Crealitys CFS orientieren können, wo nur ein PTFE-Schlauch vom Multicolorsystem zum Drucker führt, aber gut, das Kabelwirrwarr hinten ist ja quasi unsichtbar.
Qidi Q2: Eine Evolution des Plus4
Im Kern ist der Q2 eine behutsame Weiterentwicklung des größeren Qidi Plus4. Das neue Auto-Leveling mit Wägezellen-Sensor direkt im Hotend ist pfiffig: Es ist sondelos, sehr präzise und scherrt sich nicht darum, welche Druckoberfläche gerade genutzt wird. Sehr löblich ist auch, dass man die Betttemperatur für das Leveling frei wählen kann. Schade ist nur, dass es kein adaptives Mesh-Bed-Leveling gibt: Es wird grundsätzlich komplett „durchgelevelt“ statt wirklich nur dort zu nivellieren, wo auch gedruckt wird. Die gesamte Vorbereitungszeit inklusive Aufheizen und Leveling dauert so rund 10 Minuten.
Emissionen: Stromverbrauch, Lautstärke & Wärme
In puncto Emissionen zeigt der Qidi Q2 Pro ein zwiespältiges Bild. Im Standby, also im reinen „Idle“-Modus, läuft der Lüfter permanent und erzeugt eine konstante Geräuschkulisse von durchschnittlich 50 dB. Das ist nicht unbedingt leise und macht ihn für den Einsatz zum Beispiel im Arbeitszimmer nur bedingt geeignet. Während des Drucks steigt die Lautstärke auf moderate durchschnittliche 60 dB – ein Wert der klassentypisch ist.
Beim Stromverbrauch zeigt sich ein recht positives Bild. Im Standby ist der Drucker mit 2,3 Watt wirklich sparsam. Wenn er aufheizt und druckt, zieht er im Schnitt 185,6 Watt aus der Steckdose. Das ist für einen Drucker dieser Größe und Leistung ein absolut solider Wert.
Bei der Wärmeverteilung auf dem Druckbett ergeben sich keine Auffälligkeiten. Mit einer maximalen Abweichung von 1,2°C bei voreingestellten 60°C Heizbetttemperatur ist die Wärmeverteilung hier recht homogen bzw. gut. Kleiner Hinweis: die 48,4 Grad unten rechts auf dem Druckbett sind ein Messfehler meinerseits (der Druckkopf war im Weg).
Die Qidi Box: Höhepunkt der „alten“ Generation?
Die Qidi Box ist nicht die Zukunft des Multicolor-Drucks, sondern eher die letzte, vielleicht hardwareseitig beste Iteration der mit dem Bambu Lab AMS etablierten Technologie. Mit einer aktiven Heizung bis 65°C kann sie als einziges System auf dem Markt auch den Multicolor-Druck mit TPU und Carbonfaser-Filamenten ermöglichen. Doch in der Praxis kämpft das System noch mit Kinderkrankheiten.
Die Filament-Ladevorgänge sind von lautem Knattern gekennzeichnet. Bei unserem Testgerät mussten wir zudem eine von Qidi bereitgestellte Firmware offline per USB-Stick aufspielen, damit die Box überhaupt erkannt wurde. Online (OTA) war hingegen nur ein Firmwareupdate verfügbar, dass die Qidi Box noch nicht unterstützte (Stand: 16.09.2025).
Druckergebnisse Part 1: Von brillantem TPU…
Kommen wir ohne große Umschweife zu den Druckergebnissen: Das mitgelieferte, vorgeslicte Benchy war in 18 Minuten ferti (Sunlu PLA Highspeed grau). Das Ergebnis war gut, insbesondere der kritische Bug. Hier muss man dazu sagen, dass Qidi offensichtlich wirklich auf Nummer sicher gehen wollte, denn das Benchy hat man mit Bugausrichtung in unmittelbare Nähe zum großen Bauteilhilfskühler rechts auf der Druckplatte positioniert – ungewöhnlich aber effektiv: Der Bug des Benchys wirkt „wie gemalt“. Ansosnten zeigt es aber verstärktes Stringing.
Unser eigenes Benchy, gesliced mit Standard-Einstellungen und demselben PLA im Qidi Studio (einem Orca-Klon), benötigte 52 Minuten, sah aber bis auf weniger Fädenziehen nicht merklich anders bzw. besser aus. Wie auch schon beim Benchy zuvor hätte die Z-Naht am Heck besser ausfallen können.
Abliefern konnte der Drucker bei praktischen Anwendungen. Eine SodaStream-Ersatzmutter für meinen Nachbarn aus Bambu Lab PETG HF war bei flotten 200 mm/s in 25 Minuten in absolut brauchbarer Qualität fertig- Stringing zwar aufgrund zu hoher Drucktemperaturen inklusive, aber verschmerzbar.
Besonders beeindruckend ist die Performance mit TPU (Bambu Lab TPU 95A – Schichthöhe: 0,12mm). Eine Handyhülle für ein Google Pixel 8 kam nach 1:51h super aus dem Drucker, auch wenn hier Supportstrukturen für das Bridging nötig gewesen wären, wie man an der rechten Hüllenseite klar sehen kann.
Ein Kopfhörer-Strip aus TPU 95A (Bambu Lab TPU 95A schwarz – Schichthöhe: 0,12mm) für den Kopfhörer eines Kollegen war nach 1h 19min in absoluter Top-Qualität fertig. Hier zeigt der Q2 Pro, dass er ein TPU-Spezialist ist.
Druckergebnisse Part 2: …zu frustrierendem Multicolor
Dann kam der Multicolor-Test – und mit ihm die Probleme. Ein Krokodil-Schlüsselanhänger (Schichthöhe 0,12mm, Generic PLA Standardprofil von Qidi mit 2 Änderungen: 4 Perimeter und 25% Gyroid-Füllung) mit drei verschiedenen Farben sollte es sein. Dies scheiterte zuerst, weil sich ein „Krokodilfuß“ gelöst hatte und wir die „Exclude Object“-Funktion ausprobierten: Der Drucker soll in der Theorie die „defekte“ Stelle beim weiteren Druck auslassen. In der Praxis führte dies zum Totalabsturz des Druckers mit MCU-Fehler. Hier gelobt Qidi Besserung durch zukünftige Firmware-Updates. Versuch 2 scheiterte über Nacht ebenfalls: Diesmal verstopfte der Extruder mit grünem PLA-Galaxy von Bambu Lab.
Nach der Reparatur lief der Druck dann durch (9h 10m für 3 Exemplare), das Ergebnis war solide: Die Krokodile überzeugen durch ein tolles Oberflächen-Finish, wenngleich neben Stringing auch weitere Druckfehler an den beiden Längsseiten klar sichtbar sind. Die KI-Fehlererkennung schlug zudem mehrfach fälschlicherweise Alarm und musste in der Empfindlichkeit reduziert werden.
Ein zweiter, großer „Garfield Müllfresser“-Druck über 79 Stunden mit 4 Farben brach ebenfalls nach kurzer Zeit mit einem blockierten Extruder ab. Übeltäter war diesmal Crealitys Hyper PLA, das im Extruder stecken blieb, aber in anderen Druckern problemlos funktionierte. An diesem Punkt haben wir die Multicolor-Experimente abgebrochen, da wir nicht jedes Mal den Extruder erneut zerlegen wollten.
Fazit: Qidi Q2 – Großes Potenzial, aber unfertig
Der Qidi Q2 Pro hinterlässt einen zwiegespaltenen Eindruck. Als reiner Single-Color-Drucker hat er das Potenzial, exzellent zu sein, erreichte im Test aber insbesondere bei Multicolordrucken wegen des zickigen Extruders nicht die Zuverlässigkeit seines Vorgängers. Die Qidi Box ist derweil der vielleicht am besten ausgestattete Vertreter der Multicolorsysteme am Markt, auch wenn das Rattern beim Filamenteinzug sicherlich vermeidbar gewesen wäre. Das Potenzial ist jedenfalls groß, aktuell ist die Software aber noch im Beta-Status. Wenn es Qidi sein soll, würden wir im jetzigen Entwicklungsstadium (Stand: September 2025) eher zum Qidi Plus4 in Kombination mit der Qidi Box raten. Wer dabei aber eine sofort funktionierende „Out-of-the-Box“-Multicolor-Lösung will, sollte noch auf Firmware-Updates warten.
FAQ – Häufig gestellte Fragen zum Qidi Q2 Pro
🎨 Funktioniert der Multicolor-Druck mit der Qidi Box zuverlässig?
Jein. In unserem Test (Stand: September 2025) war das System noch nicht ausgereift. Wir hatten mit wiederholten Extruder-Blockaden und einer unfertig wirkenden Firmware zu kämpfen. Das Potenzial ist groß, aber aktuell ist es eher etwas für experimentierfreudige Nutzer.
🖨️ Ist der Qidi Q2 ein guter Drucker für den Druck mit nur einer Farbe?
Ja, absolut. Im Single-Color-Modus ist der Qidi Q2 eine hervorragende Maschine. Er liefert eine exzellente Druckqualität mit einer riesigen Materialvielfalt, insbesondere bei anspruchsvollen Filamenten wie TPU.
✨ Was ist das Besondere an der Qidi Box im Vergleich zum Bambu Lab AMS?
Ihr größtes Alleinstellungsmerkmal ist die aktive Kammerheizung bis 65°C. Dadurch ist sie das einzige Multicolorsystem auf dem Markt, das theoretisch auch den zuverlässigen Mehrfarbendruck mit hygroskopischen und flexiblen Materialien wie Carbonfaser-Nylon oder TPU ermöglicht.
🧑🔧 Für wen ist der Drucker geeignet? Eher für Anfänger oder Profis?
Der Drucker selbst ist für ambitionierte Einsteiger gut geeignet. Das Multicolorsystem (Qidi Box) richtet sich in seinem jetzigen Zustand aber klar an erfahrene Nutzer und Bastler, die keine Angst vor Fehlerbehebung und dem Zerlegen eines Extruders haben.
⚖️ Was ist das Besondere am Auto-Leveling?
Der Qidi Q2 nutzt einen Wägezellen-Sensor (Loadcell) direkt im Hotend. Das bedeutet, die Düse selbst wird zum Sensor. Das ist extrem präzise, hat keinen Sonden-Offset und funktioniert zuverlässig auf jeder Druckoberfläche.
Quelle:
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