Android Autoradios zum Nachrüsten- ein Ratgeber inklusive Favoriten (Xtrons, Dynavin & Co.)
„Warum leitet mich das blöde Werksnavi mitten auf der Autobahn in die Gegenrichtung?“ Falls ihr ein älteres Auto habt – und der Großteil der Deutschen fährt nun mal Autos, die älter als 10 Jahre sind –, dann kommt euch das so oder so ähnlich vielleicht bekannt vor: veraltete Autoradios in Kombination mit Navigationssoftware, die noch Straßen kennt, die es gar nicht mehr gibt. Hier hat der Aftermarket eine Reihe interessanter Android-Autoradios am Start, von denen wir uns drei unserer Favoriten genauer anschauen. Los geht’s!
Inhalt
Android-Autoradio statt „Marke“: Warum ein „China-Radio“?
Klar, man könnte sich für seine ältere Kiste auch ein Marken-Radio à la Sony, Pioneer und Co. einbauen lassen. Das ist in der Regel aber weit teurer als die Alternative aus Fernost – einem sogenannten „China-Radio“. Das bietet ein vollwertiges, wenn auch leider nicht immer brandaktuelles Android-System inklusive je nach Modell 7 bis 10 Zoll Touchscreen. Der unschätzbare Vorteil ist dabei, dass Google Maps dort immer komplett aktuell läuft. Natürlich lässt sich auch jede andere Navigationssoftware nutzen.
Meistens setzen solche Radios auf einen 8-Kern ARM-Prozessor in Kombination mit 2, 4, 6 oder 8 GB RAM. Hier können wir aus Erfahrung schon den ersten und wichtigsten Tipp loswerden: Kauft bitte, bitte keine Versionen mit nur 2 GB RAM. Das ist heutzutage einfach zu knapp bemessen, gerade wenn ihr mehrere Apps gleichzeitig laufen lassen wollt. Ruckelpartys sind da vorprogrammiert.
Universalgeräte vs. Automarken-Einbaugeräte
Begebt ihr euch auf die Suche nach Android-Autoradios, werdet ihr schnell feststellen, dass es zwei Kategorien gibt. Zum einen Universalgeräte, deren Displays oft „hervorstehen“ und nicht wie das originale Werksradio harmonisch in das Mittelkonsolendesign übergehen.

Und zum anderen gibt es – etwas teurere – Autoradios, die speziell an bestimmte Automarken und -modelle angepasst sind und dabei oft sogar entsprechende passgenaue Blenden und Adaptersets mitbringen. Bisher habe ich mich persönlich immer für letztgenannte Radios entschieden. Warum? Weil dann immer schon der passende Can-Bus-Adapter und die (in meinem Fall) VW-Kodierung samt funktionierender Lenkrad-Tasten dabei ist.
Was ist alles dabei & was muss ich kaufen?
Der übliche Lieferumfang eines Android-Autoradios umfasst das Radio an sich, diverse Kabelbäume (Can-Bus, RCA/Chinch, Rückfahrkameravorbereitung) sowie eine GPS- und eine WLAN-Antenne mitsamt Einbauhalterungen. Auch immer dabei sind ein Mikrofon für die Freisprecheinrichtung und grundsätzlich zwei USB-A-Kabel für den Anschluss externer Medien, die man meist ins Handschuhfach legt.
Seid ihr damit voll ausgestattet? Nein. Meistens sind es immer noch zwei oder drei Adapterkabel, die man nachkaufen muss. In meinem VW-Fall waren das Adapter, welche beispielsweise den FM-Radioanschluss des Android-Autoradios zum werkseitig verbauten Doppel-Fakra-Anschluss ermöglichen. Heute nutze ich das aber nur noch als „Fallback-Strategie“. Warum?

Hier kommen wir nämlich zum nächsten Tipp: Verlasst euch nicht auf den FM-Radioempfang von China-Radios. Der ist fast grundsätzlich schlechter als beim Original – egal, welches Radio ihr kauft. Stattdessen solltet ihr euch entweder ein Radio aussuchen, bei dem direkt DAB+ verbaut ist, oder dieses kostengünstig via USB-Adapter nachrüsten. Meiner Erfahrung nach tut es hier dann eine normale DAB+ Windschutzscheiben-Antenne zum Einkleben.

Sound-Upgrade oder Downgrade? Ein Wort zur Qualität
Viele erwarten, dass ein modernes Touch-Radio automatisch besser klingt als das 15 Jahre alte Werksradio. Das ist oft ein Trugschluss! Die billigen China-Kracher haben oft sehr schwache Vorverstärker-Ausgänge und minderwertige Verstärker-Chips. Das Resultat ist dann ein flacher, bassarmer Sound. Achtet beim Kauf also unbedingt darauf, ob ein DSP (Digital Signal Processor) und ein ordentlicher Verstärker-Chip (wie der TDA7851) verbaut sind. Damit könnt ihr Laufzeitkorrekturen und Equalizer-Einstellungen vornehmen, die den Klang tatsächlich oft auf oder sogar über das Niveau des Werksradios heben.
Ist der Einbau schwer? (Achtung: Batterie-Falle)
Die Antwort lautet hier: Jein. DIY-Fähigkeiten sollte man definitiv schon haben. Der Austausch des Radios ist an sich selten das eigentliche Problem, sondern das unsichtbare Verlegen von Kabeln. In der Regel wird das mitgelieferte Mikrofon über die A-Säule entweder auf der Fahrer- oder Beifahrerseite in die Nähe des mittigen Rückspiegels verlegt. Das erfordert meist Torx-Schraubendreher und Öffnungs-Tools – sowie ein ausgiebiges YouTube-Tutorial-Schauen.
Aber Vorsicht vor der „Akku-Leer-Falle“: Ein Thema, das in Foren immer wieder für Frust sorgt, ist der sogenannte Ruhestrom. Manche Android-Radios schalten sich nicht richtig ab, sondern gehen nur in einen „Schlafmodus“. Wenn dabei der CAN-Bus-Adapter nicht sauber kommuniziert, kann es passieren, dass das Radio das Steuergerät des Autos wach hält. Das Ergebnis: Nach zwei Tagen Standzeit ist die Autobatterie leer. Achtet beim Einbau darauf, ob ihr Zündungsplus und Dauerplus korrekt angeschlossen habt. Bei manchen Adaptern muss man je nach Automodell zwei Kabel (oft rot und gelb) tauschen. Erlebt habe ich das auch schon.

Android-Verbindung: Grundsätzlich 2 Optionen
Ihr habt grundsätzlich zwei Möglichkeiten, das Radio zu betreiben. Entweder ihr nutzt es als Standalone-Gerät, wobei euer Smartphone dann den Hotspot bereitstellt, sobald ihr ins Auto steigt. Das läuft dann vollautomatisch beispielsweise über die App „Tasker“.
Option 2 – und die nutze ich mittlerweile ausschließlich: Ihr verbindet euer Smartphone mit dem Autoradio, nutzt aber die Android Auto (oder Apple CarPlay) Oberfläche. Das Ganze funktioniert dann vollautomatisch ohne Extra-App, sobald ihr ins Auto steigt und ist deutlich komfortabler.
Nachteile: Bootzeiten – Displays – Updates
Ist so ein China-Radio damit ein perfekter Ersatz? Nein. Hier muss man allein schon wegen des oft sehr günstigen Preises Abstriche machen. Nutzt ihr das Radio etwa im Android-Auto-Modus, laggt die Oberfläche insbesondere bei Google Maps oft etwas. Das Eingeben von Adressen ist da manchmal einfach nur nervig, weshalb ich fast nur noch die Spracheingabe verwende.
Zweiter Kritikpunkt: Das zumeist verbaute IPS-Touchdisplay hat keine sonderlich hohe Maximalhelligkeit. Im Sommer kann das manchmal nicht ganz optimal sein, mich persönlich stört das aber nicht sonderlich.

Dritter Punkt: Die Geduldsprobe beim Einparken. Ein echtes Android-Radio ist ein kleiner Computer. Und wie jeder Computer muss er hochfahren. Je nach Prozessor und „Fast Boot“-Einstellung kann das dauern. Das Problem: Wenn ihr den Motor startet und sofort den Rückwärtsgang einlegt, ist das Bild der Rückfahrkamera bei langsamen Geräten oft noch gar nicht da. Gute Geräte schleifen das Kamerasignal priorisiert durch – achtet da drauf!
Und zu guter Letzt: Updates. Euch muss einfach bewusst sein, dass ihr mit dem Kauf eines China-Radios oft quasi schon das letzte Update bekommen habt. Einzig Dynavin bringt hier ab und zu Updates.
Pumpkin, Xtrons & Dynavin – unsere Favoriten
Angefangen hab ich mit der Marke Pumpkin und einem extra für meinen VW Passat angepassten Autoradio aus der PX-Serie. Das Display war nicht sonderlich hell, aber ich war damit über Jahre hinweg sehr zufrieden – bis schließlich trotz Werksreset und getauschtem Mikrofon wohl der Mikrofon-Output am Gerät defekt war und man mich nicht mehr per Freisprecheinrichtung verstehen konnte.
Zusätzlich habe ich mir dazu eine Rückfahrkamera eingebaut, was ich rückblickend nicht mehr tun würde (wirklich ätzende Kabelverlegung, zudem Probleme mit dem vom Rückfahrlicht abgegriffenen Versorgungsstrom).
Xtrons: Der große Player
Meine Eltern haben in ihrem Golf Plus noch ein VW-Werksradio (RNS 315) mit Uralt-Navi verbaut. Ich hoffe, dass sie hier nicht mitlesen, aber zu Weihnachten gibt es nun ein neues Autoradio.

Entschieden habe ich mich hier für den zweiten größeren Player im Business, der oft empfohlen wird: Xtrons. Es handelt sich um ein 7 Zoll Touchscreen mit VW-typischem Tastenlayout. Für Autoradio-Verhältnisse ist mit Android 14 sogar ein halbwegs modernes Betriebssystem dabei. Ob es gut sein wird? Lasst uns nach Weihnachten noch einmal drüber quatschen.
Dynavin: Der Aftermarket-König a.k.a. „A German Car Radio“
Und meine Karre? Besagter VW Passat? Was ist da jetzt verbaut? Nun, lange habe ich mich gesträubt, aber mich dann letztlich doch für Dynavin entschieden. Es handelt sich hier natürlich auch um ein Radio aus China, dessen Zusatzfeatures aber wohl laut Hersteller in Deutschland programmiert werden. Insofern ist der Slogan „A German Car Radio“ also halbwegs okay.
Aber warum nun Dynavin? Von allen getesteten Autoradios bietet Dynavin – in meinem Fall das Dynavin D9-2S/2B Premium – die beste Anpassung an das VW-Bordsystem: Doppelfakra-Anschlüsse? Direkt dabei. DAB+ Empfang? Auch direkt an Bord. Lenkradtasten? Funktionieren auch alle. Mikrofon? Dabei, aber sehr unauffällig mit Extra-Rauschunterdrückung direkt hinter dem Lenkrad zu installieren.
Vier Pluspunkte bringt das System zudem mit: Erstens eine erstklassige (Einbau-)Anleitung via YouTube sowie in Papierform, dazu (gelegentlich) Updates auf der Herstellerseite. Zweitens ein wirklich praktisches Extra-Head-Up-Display für Geschwindigkeit und Navigationsanweisungen. Drittens besagte Navigationsanweisungen IM FIS (Fahrer-Informations-System) des Autos – ein Feature, das alle anderen China-Radios nicht drauf haben. Viertens schließlich ein perfekt auf das Auto abgestimmtes Sounderlebnis.
Diese maximale Kompatibilität lässt man sich aber fürstlich bezahlen: Wählt man die „Premium-Flex“-Variante bei allen Radios, liegt man bei ca. 300€. Ich würde aber dringend zur „Premium“-Variante raten. Diese kostet zwar satte 650€ (und damit immer noch weniger als ein „Marken-Radio“), hat aber anders als die Flex-Variante Android Auto und Apple CarPlay-Funktion über „Z-Link“ direkt integriert.
Fazit: Wenn China-Radio, dann informieren – oder doppelt zahlen!
Sind Android-Autoradios nun der heilige Gral für unsere in die Jahre gekommenen Radios? Ja und Nein. Wer einfach nur „Plug & Play“ erwartet wie bei einem Neuwagen, wird mit den günstigen No-Name-Geräten für 150€ schnell auf die Nase fallen – sei es durch miesen Radioempfang, leere Autobatterien oder frustrierende Bastelstunden.
Der Aftermarket ist ein Dschungel, in dem man sich verdammt leicht verirren kann. Meine Empfehlung nach diversen Umbauten: Spart nicht am falschen Ende. 2 GB RAM sind Sondermüll, Finger weg davon! Investiert lieber ein paar Euro mehr in Modelle von etablierten Importeuren wie Dynavin oder Xtrons. Die kosten zwar mehr, sparen euch aber graue Haare beim Einbau und bieten oft den entscheidenden deutschen Support, wenn der CAN-Bus mal wieder Zicken macht.
Wer bereit ist, sich ein Wochenende lang mit Kabelbäumen, YouTube-Tutorials und vielleicht einer Crimp-Zange auseinanderzusetzen, wird aber belohnt: Mit Google Maps, Spotify und modernem Touch-Feeling im alten Cockpit. Und ganz ehrlich: Wenn das 12 Jahre alte Auto plötzlich wieder „smart“ ist, fühlt sich das schon verdammt gut an.
Habt ihr den Umbau schon gewagt? Welches Modell läuft bei euch stabil und welches war ein Griff ins Klo? Schreibt es uns in die Kommentare!
Quellen:
- Eigene Erfahrungswerte
- PumpkinAuto
- Xtrons
- Dynavin










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