Test

Revopoint MetroY Pro im Test: Hardware-Profi trifft auf Software-Diva

Mit dem neuen Revopoint MetroY Pro kommt nun ein 3D-Scanner für rund 1.500 Euro zu uns zum Testen. Blaulaser-Technologie und eine Genauigkeit von bis zu 0,01 mm schreien dabei förmlich: „Ich bin ein Profi-Werkzeug!“. Kann Revopoint hier an den Erfolg des Revopoint Miraco anknüpfen? Das finden wir gemeinsam heraus.

Revopoint MetroY Pro Scan Front

Technische Daten: Das verspricht der MetroY Pro

FeatureDetail
TechnologieHybrid: Blaulaser (Multi-Line) + Blaues Strukturlicht
Präzision / Genauigkeitbis 0,01 mm (Präzision) / bis 0,02 mm (Genauigkeit)
Lichtquelle34 Kreuzlinien, 15 parallele Linien, 1 Einzellinie, 62-Linien Strukturlicht
Scan-Geschwindigkeitbis 7 Mio. Punkte/s (Strukturlicht) / 1,7 Mio. (Laser)
Kameras2 MP Tiefe + 2 MP RGB (Farbe)
Arbeitsabstand200 – 400 mm
KonnektivitätUSB-C, Wi-Fi 6
Maße211 × 94 × 47 mm
Systemanforderung (Empfohlen)Windows: i9 12th Gen / 64 GB RAM / RTX 4060
Preisca. 1.502€ (UVP)

Lieferumfang: Ein Koffer voller Möglichkeiten

Bevor wir uns über die Software ärgern, müssen wir Revopoint ein Lob für die Hardware aussprechen. Der Lieferumfang ist vorbildlich und rechtfertigt den „Pro“-Anspruch. Wir finden im Paket nicht nur den angenehm kompakten und leichten Scanner selbst, sondern ein komplettes Studio-Setup:

  • Ein solides Stativ für stationäre Scans
  • Den neuen zweiachsigen Drehteller (Dual-Axis Turntable), der sich nicht nur dreht, sondern auch neigt – ein Traum!
  • Das notwendige Netzteil und diverse USB-Kabel
  • Ein hochwertiges Kalibrierungsboard (wichtig für die Genauigkeit)
  • Die obligatorischen Marker-Sticker samt der typischen Beispiel-Büste zum Scannen
  • Ein Mobile Kit für den (theoretischen) Einsatz unterwegs.

Hardwareseitig wirkt das alles sehr solide, wertig und durchdacht. Man hat sofort das Gefühl, ein Präzisionsinstrument in der Hand zu halten. Doch die Probleme beginnen, sobald wir das USB-Kabel in unseren Rechner stecken.

Revo Metro: Warum schon wieder eine neue Software?

Hier beginnt unser erstes Unverständnis. Wir haben uns gerade erst an Revo Scan 5 gewöhnt – eine Software, die beim Miraco und Mini 2 mittlerweile wirklich gut funktioniert. Doch für den MetroY Pro verlangt Revopoint die Installation von „Revo Metro“. Warum man für jedes neue High-End-Gerät das Software-Rad neu erfinden muss, erschließt sich uns aus User-Sicht überhaupt nicht – zumal die Oberfläche fast identisch zu Revo Scan 5 ist. Wir verwenden also die Revo Metro-Software in der Version 5.8.4 : Die Software startet auf unserem Windows-Rechner manchmal einfach gar nicht. Ein kompletter PC-Neustart hilft, aber Vertrauen schafft das nicht.

Dretehller 20Grad.geneigt.Verfolgungverloren

Systemanforderungen der Superlative

Dass 3D-Scannen rechenintensiv ist, ist nichts Neues. Punktewolkenberechnung frisst Ressourcen. Aber was der MetroY Pro hier verlangt, ist jenseits von Gut und Böse. Ein Blick in die offiziellen Mindestanforderungen lässt uns schlucken. Unter Windows wird ein Intel i7 13. Gen oder AMD Ryzen 7 5800, dazu mindestens 32 GB RAM empfohlen. Mac-User sollen einen M3 Pro oder M4 mit mindestens 18 GB RAM vorweisen. Empfohlen wird zudem die NVIDIA GeForce RTX 3060 mit 8 GB VRAM. Das sind wohlgemerkt nur die Minimalanforderungen (empfohlene Anforderungen siehe oben in der Tabelle).

Wir machen den Schnelltest in der Software mit unserem Standard-Testlaptop. Ergebnis: „Ungenügend“. Okay, wir fahren schwerere Geschütze auf. Wir wechseln auf einen Laptop mit einem brandneuen Intel Core Ultra 9 285H Prozessor und 32 GB RAM. Das ist Hardware, mit der man 4K-Videos schneidet und aktuelle Games zockt.

Und was sagt die Revo Metro Software dazu? Sie bewertet unser System knochentrocken mit „Durchschnittlich“. Revopoint, ist das euer Ernst? Wenn selbst aktuelle Top-Hardware gerade so als „Mittelmaß“ durchgeht, schließt ihr 95% der Nutzer kategorisch aus. Die Software wirkt hier nicht optimiert und einfach zu ressourcenhungrig, ohne dass wir im Leerlauf verstehen, warum.

RevoPoint Metro PC Test

Die 5 Scan-Modi: Die Qual der Wahl

Der MetroY Pro protzt im Datenblatt mit Flexibilität. Er bietet fünf verschiedene Scan-Modi, die wir uns im Detail ansehen müssen, denn jeder hat seine Daseinsberechtigung – und seine Tücken.

  1. Kreuzlinien (Cross Lines): Das ist der „Brot-und-Butter“-Modus für den Laser. Er nutzt 34 blaue Laserlinien, die sich kreuzen. Das ist besonders effizient bei glänzenden Metallen oder schwarzen Objekten, da der Laser hier mehr Kontrast liefert als Infrarot.
  2. Parallele Linien: Hier projiziert der Scanner 15 parallele Linien. Dieser Modus ist langsamer, erfasst aber feinere und komplexere Details.
  3. Einzelne Linie (Single Line): Ein Spezialmodus für „Deep Hole Scanning“. Er nutzt nur einen einzigen Laserstrahl, um tief in Löcher, Rillen oder schmale Spalten zu leuchten, die sonst im Schatten liegen würden -extrem nützlich für technische Bauteile.
  4. Vollständiges Feld (Full-Field): Dieser Modus nutzt blaues Strukturlicht (62 Linien) und ist eher für das schnelle Erfassen von detailreichen Objekten gedacht, ähnlich wie wir es von den Consumer-Scannern kennen.
  5. Auto Drehteller: Hier arbeiten Scanner, Software und der zweiachsige Drehteller vollautomatisch zusammen, um ein Objekt von allen Seiten zu erfassen.

Das klingt nach einem mächtigen Werkzeugkasten. Das Problem ist nur: Wir müssen das Werkzeug ständig manuell wechseln. Es gibt keine automatische Erkennung. Der Scanner merkt nicht: „Oh, hier ist ein tiefes Loch, ich schalte mal kurz auf die Einzellinie um“. Nein, wir müssen den Scan stoppen, den Modus wechseln, warten (dazu gleich mehr) und weitermachen. Ein intelligenter Assistent, der basierend auf der Geometrie Vorschläge macht, wäre hier Gold wert.

Revopoint MetroY Pro Scanprozess2

Usability im Alltag: Warten auf den Modus-Wechsel

Wir entscheiden uns für den Start im „Drehteller-Modus“ und setzen den Scanner, der sogar mit eingebautem Lüfter kommt, waagerecht auf das Stativ. Die Verbindung zum Drehteller erfolgt per Bluetooth. Für Anfänger wäre ein entsprechender Hinweis in der Software hier gut. Wollen wir die Drehgeschwindigkeit oder den Neigungswinkel des Tellers anpassen, müssen wir die Verbindung oft erst trennen und neu aufbauen. Hier zeigt sich beispielsweise das noch nicht ausgereifte Softwarestadium.

Behindernd für den Workflow ist zudem der Scanmodus-Wechsel: Wenn wir vom schnellen Strukturlicht zum präzisen Laser wechseln wollen, genehmigt sich der Scanner eine Gedenkpause. Der Umschaltvorgang dauert gut 20 Sekunden. Das klingt wenig, summiert sich aber im Workflow, was auf Dauer eben zur Geduldsprobe wird.

Performance-Rätsel: Warum so langsam?

Im Drehteller-Betrieb fällt uns eine weitere Merkwürdigkeit auf. Der Scanner arbeitet hier nur mit 2,4 bis maximal 3 fps (Bildern pro Sekunde). Ja, uns ist klar, dass hier im Einzelbildmodus aufgenommen wird. Aber zumindest das Bild im Live-View sollte dabei nicht ruckeln. Ein Blick in den Task-Manager unseres High-End-Rechners zeigt dabei: CPU und RAM langweilen sich geradezu. Die Auslastung ist im grünen Bereich.

2.6fps

Zum Vergleich: Im Modus „Kreuzlinien“ mit Referenzpunkt-Verfolgung erreichen wir bei einem allgemeinen Objekt bis zu 44,4 fps. Die Diskrepanz ist riesig und wirkt wie ein Bug oder eine künstliche Drosselung im Drehteller-Modus. Auch hier muss die Software also weiter optimiert werden.

44.4fps

Praxistest: Drehteller vs. Freihand

Kommen wir zu den Ergebnissen. Wir scannen zuerst einmal wieder wie beim Miraco-Test auch unser Spielzeug-Pferd auf dem Drehteller. Und hier müssen wir zugeben: Wenn alles läuft, ist das Ergebnis atemberaubend. Die Detailgenauigkeit liegt sichtbar über dem, was ein Miraco oder POP 3 leistet. Die 0,01 mm Genauigkeit scheinen hier keine Marketing-Lüge zu sein. Allerdings: Selbst im automatischen Drehteller-Modus verliert der Scanner bei Neigungen von -20° und +20° ab und zu das Tracking. Das sollte bei einem kontrollierten Aufbau eigentlich nicht passieren.

Daraufhin versuchen wir nun, dem MetroY Pro die verbesserte Performance bei schwarzen Oberflächen zu „entlocken“. Deshalb fällt die Wahl des Scanobjekts auf einen schwarzen Gamecontroller. Egal, welchen Scan-Modus und welche manuelle Belichtung wir hier vornehmen: Es lässt sich selbst im sonst so zuverlässigen Drehtellermodus kein brauchbares 3D-Objekt im Rechner erzeugen. Der größte Erfolg: Die Oberfläche des Controllers, die gut erkannt wird.

Revopoint bewirbt den MetroY Pro als Handheld-Scanner, aber unsere Tests zeigen ein anderes Bild. Weil der Gamecontroller im Freihandmodus nicht gelingen will, versuchen wir uns an einer simplen, beigen Tasse mit blauen vertikalen Streifen. Ein Objekt, das eigentlich genug Merkmale für das Tracking bieten sollte.

Revopoint MetroY Pro GameController Scanprozess2

Das Ergebnis ist ernüchternd: Im Freihandmodus verlieren wir ständig das Tracking. Die Software kommt durcheinander, erstellt „Phantom-Objekte“ (die Tasse taucht plötzlich mehrfach versetzt im Raum auf) oder erkennt die Marker-Punkte auf der Matte nicht in Gänze. Wir brauchen mehrere Anläufe, viel Geduld und extrem langsame Bewegungen, bis wir ein halbwegs akzeptables Modell haben.

Die Wahl des Scanmodus (Kreuz vs. Parallel) spielt dabei kaum eine Rolle – das Grundproblem liegt im Tracking-Algorithmus. Für ein Gerät dieser Preisklasse erwarten wir hier einfach mehr Stabilität.

Es fehlt an Führung

Was uns während des gesamten Tests auffällt. Es fehlt ein vernünftiges Step-by-Step-Tutorial in der Software selbst: Wie nehme ich das Gerät in Betrieb? In welcher Reihenfolge verbinde ich was? Wie kalibriere ich optimal? Dabei bietet Revopoint sehr wohl Tutorial-Videos an, bindet sie aber nicht in die eigene Software ein. Für Profis, die seit 10 Jahren scannen, mag das okay sein. Für jemanden, der 1.500€ investiert, um in den High-End-Bereich einzusteigen, ist das ständige „Try-and-Error“ beim 3D-Scan aber frustrierend.

Revopoint MetroY Pro Koffer

Fazit: Ein Ferrari mit angezogener Handbremse

Unser Urteil zum Revopoint MetroY Pro fällt zwiegespalten aus. Auf der Hardware-Seite sehen wir ein beeindruckendes Stück Technik. Wenn der Scan unter Laborbedingungen (Drehteller, viel Zeit, perfekter PC) gelingt, ist die Detailgenauigkeit exzellent und übertrifft alles, was wir von Revopoint bisher gesehen haben. Die hybride Laser-Technologie zeigt hier ein massives Potenzial.

Doch die Usability ist aktuell – wir müssen es so sagen – ein Rückschritt. Die Software Revo Metro wirkt unfertig, instabil und unverhältnismäßig leistungshungrig. Wenn ein aktueller High-End-Prozessor als „durchschnittlich“ eingestuft wird, läuft etwas bei der Optimierung schief. Dazu kommen das zickige Tracking im Freihand-Betrieb und das manuelle Umschalten der Scan-Modi. Vieles davon ließe sich mit verbesserter Software beheben.

Für wen ist dieser Scanner also? Ganz klar: Nur für Profis. Wenn ihr genau wisst, wie man Objekte mit Markern vorbereitet, wie langsam man aus welchen Winkeln bei welcher Belichtung  scannen muss, um das Tracking nicht zu verlieren, und wenn ihr einen absoluten Monster-PC im Büro stehen habt – dann bekommt ihr hier ein Werkzeug, das Ergebnisse liefert, die beeindrucken können. Ansonsten gilt: Greift besser zum Miraco in Kombination mit einem Drehteller.

Revopoint MetroY Pro Drehteller und Scanner

FAQ zum Revopoint MetroY Pro

Brauche ich einen High-End-PC für den MetroY Pro?
Ja, absolut. Die Software ist extrem ressourcenhungrig. Wir empfehlen dringend mehr als die Mindestanforderungen. Unter 32 GB RAM und einem modernen i7/Ryzen 7 macht das Arbeiten keinen Spaß. Auch eine dedizierte Grafikkarte (NVIDIA RTX) ist für flüssiges Arbeiten sehr ratsam.

Kann ich den Scanner auch ohne Marker nutzen?
Im „Full-Field“-Modus (Strukturlicht) ist ein markerloses Scannen bei feature-reichen Objekten möglich. Für die Laser-Modi (Kreuz, Parallel, Einzel) sind Marker jedoch zwingend erforderlich, um das Tracking zu gewährleisten.

Ist der MetroY Pro mit der Revo Scan 5 Software kompatibel?
Nein. Der MetroY Pro benötigt zwingend die neue „Revo Metro“ Software. Projekte können nicht direkt zwischen den Software-Versionen getauscht werden, was den Workflow für Besitzer älterer Revopoint-Scanner erschwert.

Lohnt sich das Upgrade vom Miraco?
Nur, wenn ihr zwingend eine Genauigkeit von 0,01 mm benötigt (z.B. für Passungen im Maschinenbau oder extrem feine Schmuck-Details). Für organische Formen, Ersatzteile im Haushalt oder 3D-Druck-Vorlagen ist der Miraco durch seine All-in-One-Natur und die bessere Usability oft die stressfreiere Wahl.

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Thommy

Wenn ich nicht gerade mit Familie und Freunden unterwegs bin, findet man mich im Bastelkeller. Dort tüftele ich zwischen Multiplex Easystar-Klonen, Impeller-Jets, RC-Crawlern und insbesondere meinem geliebten Anycubic Mega S, dem möglichst bald noch weitere 3D-Drucker folgen sollen.

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