Bye bye Big Tech Teil 3: Die besten Messenger-Alternativen zu WhatsApp
Nutzt ihr auch WhatsApp? Damit seid ihr nicht allein. Die Mehrheit der Nutzer in Deutschland kommuniziert über den Dienst von Meta. Für den Konzern ein lohnendes Geschäft: Denn hier können viele Daten gesammelt werden. Es geht aber auch anders. Wir zeigen Alternativen, die genauso funktional sind und keine Informationen über euch sammeln!
Serie: Bye bye Big Tech!
Teil 1: Meine Mails gehören mir! Alternativen zu Gmail & Co.
Inhalt
Meine Motivation
Ich versuche Big Tech aus den USA in meinem Leben zu minimieren. Ich möchte weniger abhängig von riesigen Playern sein, die im Zweifel Entscheidungen treffen, mit denen ich nicht einverstanden bin. In den USA erleben wir aktuell im Zeitraffer, wie die Politik das Land in eine neue Richtung drängt. Auch große Firmen wie Google und Apple mischen mal mehr, mal weniger mit. Die Anbieter, die durch ihre Nutzerzahl nicht nur in den USA sondern weltweit einen enormen Einfluss ausüben.
Ganz klar: Auch der Datenschutz in China ist mehr als fraglich. Dort bin ich aber persönlich nicht vom Ökosystem abgängig. Aber auch hier lohnt der Blick zu den europäischen Alternativen.
Ich stelle mir folgende Fragen:
- Wie sicher sind meine Daten? Ich nutze aktuell die iCloud von Apple und sichere neben Fotos auch meine komplette digitale Ablage online. Kontoauszüge, Rechnungen, Dokumente. Wie sehr kann ich dem Anbieter vertrauen, diese Daten nicht auszulesen und ein konkretes Profil über mich zu erstellen?
- Was passiert, wenn der Hersteller aufgrund eines politischen Konfliktes beispielsweise dazu gezwungen wird, Daten einzufrieren, zu analysieren oder noch schlimmer: Zu löschen?
- Welche Alternativen aus Europa gibt es? (Tipp von KaogramaN aus den Kommentaren: https://european-alternatives.eu)
Ich will hier keine Weltuntergangsszenarien heraufbeschwören, aber letztendlich sind wir alle allein dafür verantwortlich, wie wir mit unseren Daten umgehen und was wir mit wem teilen wollen. Daher habe ich mich dazu entschieden, Schritt für Schritt aus den Ökosystemen der Big Player auszubrechen und mir Alternativen zu suchen. Und die gibt es! Aber: Hier muss man teilweise auf Komfort verzichten, gewinnt aber Datenschutz und Kontrolle.
Messenger jenseits von WhatsApp: Warum überhaupt?
WhatsApp ist der mit Abstand meistgenutzte Messenger in Deutschland. Laut aktuellen Umfragen verwenden rund 90% der deutschen Internetnutzer bis 43 Jahre regelmäßig WhatsApp, vor allem aufgrund der hohen Verbreitung, einfachen Bedienung und tiefen Integration ins System (z. B. durch Kontakte und Backup in der Cloud). Doch diese Dominanz hat ihren Preis: WhatsApp gehört zu Meta (Facebook) – einem Konzern, dessen Geschäftsmodell auf der Monetarisierung von Nutzerdaten basiert.
Auch wenn Chats mittlerweile Ende-zu-Ende verschlüsselt sind, fallen zahlreiche Metadaten (wer, wann, mit wem, wie lange?) an, die laut Datenschützern dazu genutzt werden können, ein detailliertes Profil über euch zu erstellen.

Regelmäßig steht WhatsApp in der Kritik, wenn es um Datenweitergabe innerhalb des Meta-Konzerns oder nicht nachvollziehbare Änderungen der Nutzungsbedingungen geht. Und trotz beworbener Ende-zu-Ende-Verschlüsselung bleibt auch hier wieder nur das Vertrauen in den Konzern, dass sie dieses Versprechen auch einhalten und eure Nachrichten wirklich nicht mitlesen. Nachprüfen kann man das nicht.
Außerdem zwingt Meta den WhatsApp-Nutzern inzwischen auch die Meta AI auf – der blaue Ring, der sich nicht ausblenden lässt. Die Gespräche mit der Meta AI sind nicht Ende-zu-Ende verschlüsselt. Die Inhalte werden für das Training der KI genutzt und ausgewertet.
Viele Nutzer suchen daher nach datenschutzfreundlichen Alternativen, die unabhängig von Meta/Facebook arbeiten und mehr Transparenz und Kontrolle bieten.
Messenger | Land | Vorteile | Nachteile |
---|---|---|---|
Signal | USA (non-profit) | Ende-zu-Ende-Verschlüsselung, Open Source, keine Metadatenanalyse, Medienversand, Storys und Sprachnachrichten | Telefonnummer notwendig, zentrale Serverstruktur |
Threema | Schweiz | Keine Telefonnummer nötig, Server in der Schweiz, Medienversand und Sprachnachrichten | Kostenpflichtig (einmalig), kleinere Nutzerbasis |
Element (Matrix) | UK / global (dezentrales Netzwerk) | Open Source, dezentral, verschlüsselt, interoperabel | Komplexere Einrichtung, wenig verbreitet |
Briar | International (Open Source) | Funktioniert ohne zentrale Server, sogar offline (Bluetooth, WLAN) | Nur 1:1- oder Kleingruppen-Chats, kein Medienversand über Mobilfunk |
Tox | International (Open Source) | Vollständig dezentral, verschlüsselt, keine Accounts nötig | Unfertige Apps, eher experimentell |
Warum fehlt Telegram in der Liste? Telegram wird oft als WhatsApp-Alternative genannt, bietet jedoch keine standardmäßige Ende-zu-Ende-Verschlüsselung in Einzelchats und speichert viele Daten auf eigenen Servern. Aus Datenschutzsicht ist Telegram daher keine empfehlenswerte Alternative, auch wenn es funktional sehr umfangreich ist. Für meinen Test habe ich mich für Signal und Threema entschieden. Signal kommt zwar aus den USA, ist im Gegensatz zu Threema aber kostenlos nutzbar.
Im Test: Threema & Signal
Threema: Der europäische Messenger
Threema legt den Fokus klar auf Anonymität und Datensouveränität. Der Messenger stammt aus der Schweiz, ist komplett unabhängig, quelloffen und funktioniert ohne Telefonnummer. Nutzer erhalten beim Start eine zufällige Threema-ID – persönliche Daten sind nicht nötig.
Die App kostet einmalig 4,99 €, dafür gibt es keine Werbung, kein Tracking und keine Abo-Modelle. Alle Nachrichten, Anrufe und sogar Gruppen- und Kontaktlisten sind Ende-zu-Ende verschlüsselt. Die Datenverarbeitung findet ausschließlich auf Servern in der Schweiz statt – ein Pluspunkt für DSGVO-Bedenken.

Neben den Basisfunktionen bietet Threema auch Umfragen, Medienversand, Sprachnachrichten, Sprach- und Videoanrufe sowie eine Web-App für die Nutzung am Desktop (über QR-Code-Verknüpfung wie bei WhatsApp Web).
Verfügbarkeit auf mehreren Geräten: Threema läuft auf iOS, Android, iPadOS und ist per Threema Web auch mit PCs und Macs nutzbar. Eine native Desktop-App ist in der Beta-Version ebenfalls erhältlich. Die Nutzung auf Tablets ist möglich – allerdings muss auch hier die App separat installiert und eingerichtet werden.
Threema ist ideal für alle, die ihre digitale Kommunikation maximal selbst kontrollieren wollen – ohne Zugeständnisse an große Tech-Konzerne. Der große Nachteil in meinem Test: Fast niemand aus meinem Umfeld nutzt Threema. Grund hierfür ist wohl der Einmalkauf. Schade eigentlich.
Signal: Der datenschutzfreundliche Platzhirsch
Signal gilt als die bekannteste und meistempfohlene Alternative zu WhatsApp, wenn es um Datenschutz und Sicherheit geht. Der Messenger wird von der gemeinnützigen Signal Foundation betrieben, ist komplett quelloffen und finanziert sich über Spenden – es gibt keine Kosten, keine Werbung, kein Tracking, keine Datenvermarktung. Die Stiftung hat ihren Sitz aber in den USA.

Die Einrichtung ist unkompliziert: App herunterladen, Telefonnummer eingeben, Bestätigungscode abwarten – schon ist der Messenger einsatzbereit. Optional kann ein PIN festgelegt werden, um die Identität zu sichern und das Backup zu schützen. Ein Nachteil: Eine Telefonnummer ist erforderlich, was nicht allen Nutzern gefällt, die auf maximale Anonymität Wert legen. Inzwischen kann man aber auch ein optionaler Nutzername festgelegt und geteilt werden, damit das Chatten auch ohne die Weitergabe der Telefonnummer möglich ist.
Signal bietet alle gewohnten Funktionen: Textnachrichten, Sprach- und Videoanrufe, Gruppen, Emojis, Sprachnachrichten, Bilder und Dateien. Alles ist Ende-zu-Ende verschlüsselt – sogar Sticker und Anruf-Metadaten. Dank Desktop-Apps für Windows, macOS und Linux lässt sich Signal auch plattformübergreifend nutzen. Signal ist außerdem für iPads und Android-Tablets verfügbar.
Für Datenschutzbewusste ist Signal oft erste Wahl – nicht zuletzt, weil selbst Edward Snowden öffentlich für den Dienst wirbt.
Meine Wahl: Signal
Signal ist in meinem Freundes- und Bekanntenkreis verbreiteter als Threema, deswegen habe ich mich für den quelloffenen Messenger aus den USA entschieden. Was nützt mir eine App, die ich kaum nutzen kann, weil nur sehr wenige aus meinem Bekanntenkreis dort zu finden sind? Das ist schade, denn die Idee hinter Threema ist gut. Aber auch Signal bietet mir alles, was ich brauche.
Mein Wunsch: Ein Messenger, die mit allen anderen Messengern kommunizieren kann. Von dieser Interoperabilität sind wir aber noch ein Stück entfernt. Die großen Konzerne haben wenig Interesse daran ihre Systeme zu öffnen. Aber es kommt Bewegung in die Sache.

Die EU hat mit dem Digital Markets Act (DMA) große Plattformen verpflichtet, sich für andere Dienste zu öffnen, wenn sie als sogenannte Gatekeeper eingestuft werden. WhatsApp gehört dazu. Künftig sollen Nutzerinnen anderer Messenger – etwa Signal oder Threema – direkt Nachrichten an WhatsApp-Nutzerinnen schicken können, ohne selbst WhatsApp zu verwenden. Wann es soweit sein wird steht allerdings noch in den Sternen.
Die Reise geht weiter
Ich möchte euch mit auf meine Reise nehmen. Ganz subjektiv, ohne Anspruch auf Vollständigkeit, aber dafür mit meinen Erfahrungen. Dafür starten wir diese Artikel-Serie. Ich will rausfinden: Welche Alternativen gibt es zu Chrome und Gmail? In welcher europäischen Cloud lagere ich meine Fotos und Daten? Welche Passwort-Manager, Notizen-Apps und Messenger sind gute Alternativen und bieten Sicherheit? Wie fühlt es sich an, ein komplett entgoogeltes Smartphone zu nutzen?
In den nächsten Wochen erscheint regelmäßig ein Artikel aus dieser Reihe – und ihr seid eingeladen, mitzukommen. Welche Bereiche interessieren euch besonders? Welche Tools, Tipps oder Erfahrungen könnt ihr beitragen? Ich grabe mich gerade frisch in diesen Prozess ein und habe sicherlich nicht alles auf dem Schirm. Was habe ich noch übersehen? Lasst uns gemeinsam herausfinden, welche digitalen Wege abseits von Google & Co. wirklich funktionieren. Seid dabei – und macht mit bei der Suche nach mehr Freiheit für unsere Daten!
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