Yumi 3D-Drucker: 12 Farben & Klipper zum Kampfpreis – zu schön, um wahr zu sein?
Der Markt für schnelle Multicolor-3D-Drucker ist in Bewegung mit Einzeldüsensystemen (Bambu Lab, Creality, Anycubic) und Toolhead-Wechselsystemen (Bondtech, Snapmaker, Prusa). Jetzt betritt ein neuer, extrem spannender Herausforderer die Bühne: Yumi. Auf Kickstarter gestartet, verspricht dieser Klipper-basierte 3D-Drucker nicht weniger als Superlative: Bis zu 12 Farben, minimaler Filament-Müll und das alles zu einem absoluten Kampfpreis. Yumi scheint dabei aber kein Newcomer zu sein.
- Yumi C235 (5 Farben, optional bis 12 Farben)
- bei Kickstarter ab ca. 310€ (Early Bird)
- Yumi C335 (7 Farben, optional bis 12 Farben)
- bei Kickstarter ab ca. 468€ (Early Bird)
- Yumi C435 (12 Farben):
- bei Kickstarter ab ca. 667€ (Early Bird)
Feature | Yumi C Series (C235 / C335 / C435) |
Drucktechnologie | FDM (i3-Aufbau) mit Single-Nozzle-Multicolor-System (YMS) |
Max. Farben | Bis zu 12 |
Bauraum | 235 x 235 x 270 mm / 335 x 335 x 400 mm / 435 x 435 x 500 mm |
Max. Geschwindigkeit | 700 mm/s |
Max. Beschleunigung | 20.000 mm/s² |
Druckköpfe (wechselbar) | ChromaX12 (bis 240°C), High-Flow DirectDrive (bis 310°C) |
Heizbett | Bis 110 °C |
Firmware & Steuerung | Klipper, 4,3″ Touchscreen, Yumi Lab App |
Features |
|
Kickstarter und Indiegogo sind keine Online-Marktplätze, sondern Crowdfunding-Plattformen. Dort können Privatpersonen neue Produkte finanziell unterstützen. Ein Anspruch auf das fertige Produkt besteht jedoch nicht, was die Beteiligung zu einem Risiko macht.
Inhalt
Ist Yumi ein Newcomer?
Sagen wir es so: bei einem absoluten Frischling in der Branche, der mit derartigen Spezifikationen wirbt, sollte insbesondere über Kickstarter größte Skepsis angebracht sein. Aber: Yumi scheint eben doch nicht wirklich ein Newcomer, sondern eng mit dem chinesischen 3D-Druckerhersteller Wanhao verbandelt zu sein. Ähnlichkeiten zu Wanhao-3D-Druckern sind nicht von der Hand zu weisen. Zudem taucht der Name Wanhao auch auf Yumis Kickstarter-Seite auf.
Genau genommen ist „Yumi“ dabei aber keine Marke von Wanhao selbst, sondern von dessen Distributor für Europa, „Wanhao France“. Auf deren Webseite nämlich ist beispielsweise das klipper-basierten „Yumi Smart Pad“ zu haben. Zudem steckt hinter Yumi mit Nicolas Michaut einer der Köpfe hinter dem in der Szene bekannten Lychee Slicer. Expertise scheint also zumindest an Bord von Yumi zu sein.
Yumi 3D-Drucker: 3 Größen – 12 Farben – 2 Druckköpfe- keine Einhausung
Yumi bietet seinen Drucker in drei verschiedenen Größen an, vom kompakten C235 (Bauraum: 235 x 235 x 270 mm) über den großen Bruder C335 (Bauraum: 335 x 335 x 400 mm) bis hin zum riesigen C435 (Bauraum: 435 x 435 x 500 mm). Alle drei Modelle können mit bis zu 12 Farben/Materialien bestückt werden.
Außerdem ist der Druckkopf wechselbar: Man kann zwischen dem „ChromaX12“ für Multicolor-Drucke bis 240 °C und einem optionalen High-Flow DirectDrive-Kopf wählen, der bis zu 310 °C erreicht. Damit sollen laut Hersteller auch ABS, ASA oder Carbonfaser-Gemische – also Hochtemperaturfilamente – druckbar sein.
Hier zeigt sich aber eine Achillesferse des Konzepts: Der Yumi-Drucker ist in seiner Grundform ein offener i3-Drucker ohne Einhausung. Hochtemperaturfilamente benötigen aber zwingend eine geschlossene Baukammer, um Warping (das Verziehen des Drucks) und vorzeitiges Ablösen zu verhindern. Einen 310°C-Druckkopf ohne Einhausung anzubieten, ist daher nur die halbe Miete und für den Druck anspruchsvoller Materialien in der Praxis nicht wirklich sinnvoll.

Das große Versprechen: Multicolor ohne Müllberge
Auf dem Papier klingt Yumis Multicolor-Ansatz nicht schlecht: Das „Yumi Material System“ (YMS) ist modular und kann auf bis zu 12 Farben erweitert werden. Eine Pro-Version des YMS soll aktiv beheizt sein.
Die eigentliche Besonderheit der Yumi-Drucker ist dabei aber eine andere: Das Filament wird direkt an der Düse geschnitten und der damit geringere „Purge“ (Spülvorgang) wird automatisch ausgeworfen. Die oft kritisierten Müll-Türme („Purge-Tower“) und der damit verbundene Filament-Müll sollen gänzlich wegfallen. Wie genau eine ungewollte Farbmischung dann aber verhindert wird, erklärt man nicht.
Yumi: Ein Touchscreen zum Bemalen
Gepaart mit Geschwindigkeiten von bis zu 700 mm/s und der offenen Klipper-Firmware will Yumi das Beste aus allen Welten vereinen. Ein optionaler „Yumi Penscreen“ rundet das Paket ab. Dahinter verbirgt sich ein 13 Zoll großer Touchscreen, der laut Yumi aktiven Stylus-Support und Handflächenerkennung mitbringt. Zoomen, Rotieren und Bemalen soll damit direkt im Orca Slicer mit zwei Händen möglich sein.
Die kritische Frage: Kann die Physik ausgetrickst werden?
So beeindruckend die Features klingen, ein genauerer Blick auf die Konstruktion bereitet Stirnrunzeln. Die Yumi-Drucker setzen auf einen klassischen i3-Aufbau, bei dem sich das Druckbett in der Y-Richtung bewegt. Das gesamte Multicolor-System mit seinen Filament-Zuführungen lastet dabei auf der oberen Querstrebe des Druckers.
Das wirft eine entscheidende physikalische Frage auf: Ein System für bis zu 12 Filamente bringt zwangsläufig ein hohes Gewicht und eine große bewegte Masse mit sich. Hohe Masse und hohe Beschleunigung sind aber „natürliche 3D-Drucker-Feinde“ und führen unweigerlich zu starken Vibrationen (Ringing, Ghosting – also ein „Zittern“ in der Außenhaut). Kann eine softwareseitige Vibrationskompensation (Input Shaping) eine so schwere Last bei maximal 20.000 mm/s² Beschleunigung wirklich effektiv ausgleichen? Hier ist eine gesunde Skepsis angebracht.

Preis und Verfügbarkeit: Absurd günstig!
Auf Kickstarter startet der kleinste Yumi C235 in einer 5-Farben-Konfiguration für umgerechnet ca. 310 Euro. Die Auslieferung ist für Dezember 2025 geplant. Das ist extrem günstig, birgt aber das volle Crowdfunding-Risiko.
Yumi: Game Changer oder ambitionierter Traum mit physikalischen Hürden?
Der Yumi 3D-Drucker ist ein Paradebeispiel für ein extrem ambitioniertes Kickstarter-Projekt. Die Feature-Liste mit Klipper, hoher Geschwindigkeit, 12 Farben bei wenig Müll und dem Penscreen in Kombination mit dem aggressiven Preismodell sind eine Kampfansage – zumindest an die etablierte Ein-Düsen-System-Konkurrenz.
Dennoch ist eine gute Portion Skepsis angebracht. Zuverlässiger Multicolor-Druck ist nicht trivial. Bambu Labs Konkurrenz um Creality und Anycubic hat 2 Druckergenerationen gebraucht, um annähernd mithalten zu können. Außerdem stellt sich mir die Frage, wie gut die softwareseitige Vibrationskompensation (Input Shaping) noch funktioniert, wenn ein mit 12 Rollen extrem kopflastiger i3-basierten Drucker schnell drucken will. Auch die fehlende Einhausung ist hier bei Hochtemperaturfilamenten zu bedenken.
Kurz gesagt: In Bezug auf Single-Nozzle-Systeme könnte der Yumi ein kleiner Multicolor-Gamce-Changer sein – er könnte aber genauso gut auch eine reine Bastler-Maschine mit einem physikalisch bedingten „tattrigem Schluckauf“ werden. Wie seht ihr das? Schreibt uns eure Meinung zum Yumi 3D-Drucker gern in die Kommentare.
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Kommentare (3)