Bambu Lab H2S im Test: Der größere & schnellere X1C, auf den alle gewartet haben?
„Wir haben zugehört“, verkündete Bambu Lab zum Launch des neuen Bambu Lab H2S – und spielte damit auf den großen Community-Wunsch nach einem größeren X1C an. Herausgekommen ist der bisher größte Drucker von Bambu Lab, den man als „ultimative Single-Nozzle-Erfahrung“ anpreist. Das „S“ im Namen steht dabei offiziell für „Single“ (Nozzle), könnte aber genauso gut für „Speed“ stehen. Was der vielleicht neue Single-Nozzle-König wirklich leistet, wo seine Stärken und Schwächen liegen und ob er der richtige Drucker für euch ist, klären wir im ausführlichen Test.
- Bambu Lab H2S 3D-Drucker:
- Bambu Lab H2S AMS Combo:
- Bambu Lab H2S Laser Full Combo (10W)
Inhalt
Technische Daten im Vergleich
Feature | H2S (NEU) | H2D | X1 Carbon |
Bauraum | 340 x 320 x 340 mm | 325 x 320 x 325 mm (Einzeldüse) | 256 x 256 x 256 mm |
Extruder | Single-Nozzle | Dual-Nozzle | Single-Nozzle |
Max. Düsentemp. | 350 °C | 350 °C | 300 °C |
Max. Betttemp. | 120 °C | 120 °C | 110°C |
Aktive Kammerheizung | Ja (65°C) | Ja (65°C) | Nein |
Max. Toolhead-Speed | 1000 mm/s | 1000 mm/s | 500 mm/s |
Max. Beschleunigung | 20.000 mm/s² | 20.000 mm/s² | 20.000 mm/s² |
Laser-Kompatibilität | Ja (10W) | Ja (10W/40W) | Nein |
Motor-System | PMSM Servo Motor | PMSM Servo Motor | Stepper Motor |
Nozzle Camera | Nein | Ja | Nein |
Max. Farben (AMS) | 24 | 24 | 16 |
Wer schreibt diesen Test?
Ich bin Thommy und ich begeistere mich für Smart Home, Dashcams & Co. Meine Leidenschaft sind aber FDM 3D-Drucker, seitdem mir meine Frau (natürlich die beste) 2018 einen Anycubic Mega-S geschenkt hat.
Kurzfazit zum Bambu Lab H2S
Der H2S ist genau der Drucker, den sich viele gewünscht haben: ein größerer, schnellerer und in vielen Details verbesserter X1 Carbon. Er liefert die gewohnt hohe Bambu-Lab-Druckqualität und Zuverlässigkeit in einem größeren Format und profitiert von den sinnvollen Upgrades der zweiten Generation wie der neuen UI, dem reparierfreundlicheren AMS 2 Pro und der aktiven Kammerheizung. Die Druckqualität bei Einzelmaterialdrucken ist über jeden Zweifel erhaben. Wer aber häufig mehrfarbig druckt, muss mit den systembedingten Nachteilen (lange Druckzeiten, viel Müll) leben. Ein fantastischer Single-Nozzle-Drucker und würdiger X1C-Nachfolger.
- großer Bauraum (340x320x340mm)
- exzellente Druckqualität (Single-Material)
- hohe Druckgeschwindigkeit & PMSM Servomotoren
- aktive Kammerheizung & AMS 2 Pro-Beheizung
- fantastische neue UI & einfache Bedienung
- Closed Source (außer im LAN-Modus)
- fummeliger TPU-Einzug an der Rückseite
- systembedingte lange Wartezeiten & Müll bei Multicolordruck
- kein Filamenttrocknen während des Drucks
- Testgerät mit kleinerem Defekt (blockierte Lamellen)
Technik-Upgrade: Das steckt in der zweiten Generation
Der H2S ist weit mehr als nur ein größerer Drucker. Er ist vollgepackt mit Bambu Labs neuester Technologie der zweiten Generation, die im Flaggschiff H2D Premiere feierte.
Wenn wir hier schon das Flaggschiff, den H2D, erwähnen, fragt ihr euch vielleicht, warum dazu kein Testbericht bei uns erschienen ist. Grund ist hier, dass Bambu Lab uns den H2D leider erst verspätet zusammen mit dem H2S zur Verfügung gestellt hat. An dieser Stelle freue ich mich aber umso mehr, denn meine Kollegin Maike wird den H2D vollumfänglich für euch aus der Perspektive eines 3D-Druck-Einsteigers beleuchten – seid also gespannt!
Dank des hauseigenen PMSM Servomotors im Extruder, der laut Hersteller 67% mehr Kraft liefert als herkömmliche Schrittmotoren, soll der H2S bis zu 30% schneller sein als der X1C und eine Toolhead-Geschwindigkeit von bis zu 1000 mm/s erreichen.
Für Profis entscheidend ist das Temperaturmanagement: Mit einer 350°C-Düse, einem 120°C-Bett und einer aktiv beheizten Baukammer (65°C) ist der H2S ab Werk bereit für technische Filamente wie PA-CF oder PC. Ein weiteres smartes Feature ist die automatische Kompensation der Materialschrumpfung („Auto Hole/Contour Compensation“). Das bedeutet, dass passgenaue Teile für Lager oder Schrauben direkt perfekt aus dem Drucker kommen sollen, ohne manuelles Anpassen von Toleranzen. Optional kann der H2S zudem mit Vision Encodern ausgestattet werden, einer Technologie aus dem Industriemaschinenbau, die eine Bewegungsgenauigkeit von unter 50 Mikrometern verspricht.
Praxistest: So schlägt sich Bambu Labs neuester 3D-Drucker
Unboxing & Aufbau: Schnell erledigt, aber…
Der H2S kommt gut verpackt, allerdings mit sehr vielen einzelnen Schaumstoff-Schutzteilen im Innenraum. Hier sollte man definitiv einen Blick in den Quick-Start-Guide werfen, um keine Transportsicherung zu übersehen. Der Aufbau selbst geht nach dem Entfernen aller Sicherungen sehr schnell: Der externe Spulenhalter wird angebracht und ein Not-Schalter hinten aufgesteckt.
Das AMS 2 Pro wird mit nur zwei Kabeln (6-Pin und PTFE) mit dem Drucker verbunden. Das neue AMS ist übrigens deutlich reparierfreundlicher als sein Vorgänger, da die PTFE-Schläuche innen nun direkt zugänglich sind.
Bambu Lab hat hier mitgedacht und den zweiten PTFE-Eingang für das Dual-Hotend des H2D bereits mit einem Gummistopfen versiegelt. Man merkt an vielen Stellen: Das Chassis ist das des H2D, auch wenn auf die schicken Seitenfenster aus Kostengründen verzichtet wurde.
Ein optisches Highlight ist die neue Laufleisten-Status-LED unterhalb des Druckbetts, die uns unweigerlich an K.I.T.T. aus Knight Rider erinnert.
Inbetriebnahme & neue UI: Klassenprimus mit Startproblem
Die Inbetriebnahme ist gewohnt einfach: WLAN einrichten, optional mit der App koppeln, und schon startet der Selbsttest. Dieser dauert zwar ganze 28 Minuten, ist aber extrem gründlich. Motorengeräusche werden reduziert, die Vibrationskompensation justiert und gleich zweimal ein Auto-Leveling durchgeführt (mit kaltem Druckbett und bei 55°C).
Ein echtes Highlight ist die neue UI des Touchscreens. Bambu Lab verwendet insgesamt eine leicht lockerere Sprache und präsentiert ein extrem intuitives, schlichtes und übersichtliches Menü. Das ist ein riesiger Schritt nach vorne und wird sicher bald von der Konkurrenz nachgeahmt werden.
Eine Sache fiel uns dann aber doch direkt auf: Das HMS (Health Management System) meldete beim ersten Testdruck eine Blockade des automatischen Durchlüftungssystems. Die Lamellen an der Rückseite, die sich zur Belüftung öffnen sollen, schienen beim Transport etwas abbekommen zu haben und waren blockiert. Ein Problem, für das es im Bambu Lab Wiki zwar eine Anleitung gibt, das bei einem neuen Gerät aber natürlich ärgerlich ist. Unsere Testdrucke hat das aber nicht sonderlich gestört. Wir werden die Reparatur nach diesem Testbericht vornehmen.
Emissionen: Lautstärke, Strom & Wärme
Handeln wir diesen Abschnitt zügig ab: Die Laustärke wie immer aus einem Meter Entfernung und bei geschlossener Tür ist mit 58 dB im Schnitt hörbar, aber nicht unangenehm laut. Die Geräusche entstehen primär durch die schnellen Bewegungen des Druckkopfes, weniger von den monoton säuselnden Lüftern.
Der Stromverbrauch liegt während des Druckes bei ca. 191 W, was primär dem großen Heizbett geschuldet zu sein scheint. Zur Einordnung: Der H2S liegt damit rund 30 Watt über der durchschnittlichen Leistungsaufnahme eines typischen Ender-3-Klons.
Bei der Wärmeverteilung glänzt der H2S, denn diese ist sehr homogen. Nach 15 Minuten bei eingestellten 60°C maßen wir eine maximale Abweichung von nur 1,7°C – ein sehr guter Wert für diese Größe.
Wenn wir schon beim Stichwort „Wärme“ sind: Genau die hätten wir uns in puncto aktiver Filamenttrocknung mittels AMS 2 Pro auch während des Druckes gewünscht. Das ist leider nicht möglich.
Bambu Lab H2S: Druckergebnisse im Detail
Alle Drucke fabrizieren wir mit absoluten Slicer-Standardeinstellungen. Wir starteten mit einem vorgeslicten 22-Minuten-Benchy und erlebten eine erste Ernüchterung: Mit grauem Soleyn-PLA von Creality zeigte das Ergebnis eine kräftige Delle am Bug. An dieser Stelle einmal die Frage an euch, liebe Community: Wie sind eure Erfahrungen mit Crealitys Soleyn-Filament?
Ein Wechsel auf oranges PLA Basic von Bambu Lab lieferte ein deutlich besseres Ergebnis desselben Benchys. Minimale Druckfehler sind hier und da zu konstatieren, insgesamt handelt es sich aber um ein bis auf einen unschönen Türbogen fast „typisch“ gutes Benchy des Herstellers.
Den Toleranztest in Form eines kleinen Fidget-Spinners könnte man als „solide“ bezeichnen. Nach ca. 24 min kam der Druck allerdings nur mit einer akzeptablen Oberflächenperformance heraus. Die Rädchen lassen sich bis zu einem Abstand zwischen Rad und Modell von 0,25 mm ohne Probleme drehen, für 0,2 mm benötigen wir bereits einen Schlitzschraubendreher für das freie Drehen. Bei 0,15mm dreht sich dann nichts mehr. Das ist für einen 3D-Drucker ein guter Wert, beim H2S hätten wir nur mehr erwartet.
Anschließend druckten wir eine zweiteilige Filamentspule, die nach jeweils ungefähr 2h 20min so sauber aus dem Drucker kam, dass ein Kollege fragte: „Die ist aber nicht gedruckt, oder?“. Besser geht es kaum, aber seht selbst:
Auch der klassische All-in-One-Test kam nach 1h 22min wie „geleckt“ heraus: Überhänge, Bridging und kleine Details sind absolut top. Erst bei 75° Überhang wird es leicht unsauber, aber selbst dann hängen keine Filamntartefakte herunter.
Wenn der H2S gerade so glänzt, dann geben wir ihm doch ein völlig durchlöchertes Benchy. Ein sogenanntes Voronoi-Benchy kam daraufhin nach 1h 34min mit einer Qualität aus dem Drucker, die wir zuletzt nur beim AnkerMake M5 gesehen haben.
Beim anschließenden TPU-Druck mit Bambu Lab TPU 90A muss man den Extra-TPU-Eingang hinten (den wir vorsorglich mit einem Stück PTFE versehen haben) nutzen. Das ist wirklich fummelig. Diese Lösung widerspricht dem sonst so guten einfachen Usability-Konzept von Bambu Lab, funktioniert aber: Man zieht den PTFE-Schlauch am Druckkopf heraus und führt vorsichtig das TPU manuell ein.
Nach etwas weniger als 2h ist ein weiteres Phone Case gedruckt. Es sieht wirklich sehr gut aus, wobei sich der H2S eine unschöne Z-Naht an der unteren Stirnseite des Modells erlaubt.
Der Multicolordruck mit PETG (ein „Rauchen verboten“-Schild) dauerte stolze 4 Stunden und 46 Minuten. Zum Einsatz kamen eSun PETG HF (rot), XZN PETG (schwarz) und Bambu PETG HF (weiß). Das Ergebnis ist ebenfalls gelungen, mit nur minimalen Fehlern im oberen rechten Bereich und etwas Stringing. Hier zeigt sich der systembedingte Nachteil des Single-Nozzle-Extruders: eine größere Menge an „Filament-Knödeln“ (Poop) durch die Farbwechsel.
Fazit: Der bessere X1C mit Single-Nozzle-Fokus
Der Bambu Lab H2S ist im Grunde genommen derjenige logische Schritt, den man sich direkt nach dem Bambu Lab X1C gewünscht hat. So kann man ihn denn auch als den großen, schnelleren und verbesserten Bruder des X1C bezeichnen. Der Bambu Lab H2S schließt damit die Lücke zum Topmodell H2D mit seinen zwei Hotends. Dank des leichteren Druckkopfes ist er potenziell sogar einen Ticken schneller als sein Dual-Extruder-Pendant.
Wenn das „S“ für „Single“ steht, dann wird die Zielgruppe klar: Dieser Drucker ist primär für exzellente Ein-Farben- bzw. Ein-Materialdrucke in hoher Geschwindigkeit und großem Format konzipiert. Wer oft und viel mehrfarbig druckt, muss mit den systembedingten Nachteilen (lange Wartezeiten, große Müllberge) leben. Für diese Anwender ist entweder der H2D oder aber ein echter Toolchanger wie der Prusa XL, der Snapmaker U1 oder der kommende Bondtech INDX die bessere Wahl. Für alle anderen ist der H2S aber möglicherweise der aktuell beste Single-Nozzle-CoreXY-Drucker auf dem Markt.
FAQ – Häufig gestellte Fragen zum Bambu Lab H2S
🖨️ Was ist der größte Unterschied zum H2D?
Der H2S hat nur einen Druckkopf (Single-Nozzle), während der H2D zwei Druckköpfe (Dual-Nozzle) hat. Der H2S ist daher für den Druck mit einer Materialart (oder mehreren Farben via AMS) optimiert, der H2D für Zwei-Materialien-Druck (z.B. mit wasserlöslichem Support).
💨 Ist der H2S wirklich schneller als der X1C?
Ja, laut Bambu Lab ist er bis zu 30% schneller und erreicht eine maximale Toolhead-Geschwindigkeit von 1000 mm/s im Vergleich zu den 500 mm/s des X1C. Dies wird u.a. durch die neuen PMSM Servomotoren ermöglicht.
🛠️ Kann der H2S auch Lasern und Schneiden?
Ja, in der „Laser Full Combo“-Variante kann der H2S mit einem 10W-Lasermodul und einem Schneidemodul ausgestattet werden. Ein 40W-Lasermodul wird nur für den H2D angeboten.
💰 Was kostet der Bambu Lab H2S?
Das Basismodell startet bei 1219€. Die AMS Combo kostet 1469€ und die Laser Full Combo 2069 €.
Quellen
- Testnotizen
- Bambu Lab Pressemitteilung / Produktseite
- Bambu Lab Wiki (Troubleshooting)
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