Test

JOYOR Y8S E-Scooter – Offroad-Scooter mit Straßenzulassung für 698€

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Banggood hat einen neuen Gutschein für den E-Scooter und der Preis sinkt damit nochmal deutlich. Mit dem Code JYY8Slegalsc bekommt man den Joyor Y8-S jetzt für 698€ anstatt vorher 765€.

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Das ändert aber nichts an ein paar grundlegenden Problemen, die der Roller hat. Alle Vor- und Nachteile lest ihr in unserem Testbericht.

Ein voll gefederter Offroad-Scooter mit großem Akku von einem chinesischen Hersteller – aber mit Straßenzulassung für Deutschland. Klingt tatsächlich erst mal ungewöhnlich, weswegen wir den JOYOR Y8-S selbst ausprobiert haben.

JOYOR Y8 S 9

Technische Daten

Maximale Reichweite75 km
Maximale Geschwindigkeit20 km/h
Maximales Transportgewicht120 kg
BatterieLithium Ionen 36 Volt, 275 Wh
Motorleistung (Nennleistung)500 W
Eigengewicht24 kg
Abmessungen (Länge/Breite/Höhe)120 x 60 x 130 cm
Straßenzulassungja
Preis<800€
TestzeitpunktJuli 2023

Ein Offroad-Scooter mit Straßenzulassung

Auf den ersten Blick sieht der Joyor Y8S wie ein E-Scooter aus, der in Deutschland eigentlich nicht auf der Straßen fahren dürfen sollte. Eine relativ unbekannte, chinesische Marke und ein Roller, der sehr nach einem „Offroad“-Modell aussieht, die oft mit sehr hohen Geschwindigkeiten fahren. Tatsächlich wird auch eine gleichnamige Version verkauft, die bis zu 38 km/h schnell wird. Trotzdem hat der Y8-S Anfang 2023 eine Straßenzulassung für Deutschland erhalten. Das fanden wir dann doch so interessant, dass wir den Roller selbst ausprobieren wollten.

Um den Y8-S auch vollumfänglich testen zu können, haben wir uns natürlich auch um eine Versicherung gekümmert. Viel machen muss man nicht, eine Google-Suche führt einen zu verschiedenen Anbietern und am Ende haben wir 17€ für 8 Monate bezahlt. Interessant war aber: Nicht jede Versicherung versichert den Joyor auch. Beim Anbieter, über den ich unsere anderen Scooter sonst versichert habe, stand die Marke Joyor nicht zur Auswahl, während es bei meiner zweiten Wahl dann aber keine Probleme gab.

Verpackung, Design und Aufbau

Der Joyor Y8-S sieht nicht nur nach einem Offroad-Fahrzeug aus, er ist irgendwie auch eines. Er hat sehr breite 10-Zoll-Reifen, eine Federgabel am Vorderrad und ein sehr breites Trittbrett. Mit ca. 24 kg ist er auch überdurchschnittlich schwer, kann aber immerhin auch bis zu 120 kg Gewicht tragen.

JOYOR Y8 S Verpackung 2

Wie die meisten E-Scooter kann er gefaltet werden, um leichter verstaut und transportiert werden zu können. Der Mechanismus funktioniert hier aber ein bisschen anders als sonst. Das Gelenk befindet sich nicht in der Lenkstange, sondern vor dem Trittbrett und klappt die gesamte Lenkstange samt Vorderrad nach hinten. Der Mechanismus, der das ganze in Position hält, befindet sich ebenfalls zwischen Trittbrett und Lenkstange; der Lenker wird nicht am Hinterrad eingehangen. Zu guter Letzt sei auch erwähnt, dass sowohl der Griff etwas schwerer als sonst umzulegen ist und der Mechanismus beim Aufstellen auch nur mit etwas Kraftaufwand einrastet. Alles fühlt sich stabil an und ich habe hier nicht wirklich etwas dran auszusetzen, es ist aber eben alles etwas grober als die minimalistischen und komfortablen Designs einiger Moderner E-Scooter von Xiaomi, Ninebot und Co.

Da der Joyor eine Straßenzulassung erhalten hat, ist klar, dass er auch über die dafür notwendigen Bremsen und Beleuchtung verfügt. Es gibt hier Scheibenbremsen vorne und hinten, was sehr schön ist, und beide funktionieren gut. Selbst bei leicht über 20 km/h kommt der Roller bei einer Vollbremsung nach nur wenig mehr als zwei Metern zum Stehen.

Bei der Beleuchtung komme ich aber zu meinem ersten Kritikpunk. Die Rückleuchte sitzt bei E-Scootern bauartbedingt immer sehr tief, nämlich knapp über dem Hinterrad. Die Frontleuchte sitzt bei allen Scootern, die ich bisher gefahren bin, aber im Lenker oder knapp darunter. Beim Joyor Y8-S ist sie direkt über dem Vorderrad, nur etwa 30 cm über dem Boden angebracht. Das reicht zwar, um den Bereich vor dem Scooter auszuleuchten, trägt aber nicht unbedingt zur besseren Sichtbarkeit bei.

JOYOR Y8 S E Scooter Frontleuchte 2

Es gibt kein fest im Lenker verbautes Display, stattdessen handelt es sich hier um ein separates Teil, das zwar mit Kabeln mit dem Roller verbunden ist, aber nach dem Auspacken erst angeschraubt werden muss. Hier ist übrigens auch der Gashebel befestigt – oberhalb der Lenkstange, nicht darunter wie bei eigentlich allen anderen Modellen. Das bringt nochmal ganz andere Probleme mit sich, zu denen ich aber gleich noch komme. Über das Display und die beiden Tasten lassen sich per einiger Tastenkombinationen, die nicht in der Anleitung erklärt werden, viele Einstellungen an der Elektronik des Rollers vornehmen.

JOYOR Y8 S E Scooter Display

Zwischenfazit

E-Scooter haben sich in den letzten Jahren sehr weiterentwickelt. Die „großen“ Namen unter den Entwicklern haben die Modelle außerdem immer mehr für eine breite Zielgruppe angepasst und Comfort-Funktionen eingebaut. Die Displays sind übersichtlich und minimalistisch. Es gibt wenige Einstellungen, die man am Fahrzeug selbst vornimmt, stattdessen gibt es Apps zur besseren Übersicht. Selbst die Anschlüsse sind verbessert worden, Xiaomi hat etwa einen magnetischen Ladestecker, der sich selbstständig mit dem Anschluss am Roller verbindet.

All so etwas gibt es beim Joyor Y8-S nicht. Und ja, es gibt auch keine App; etwas, das mir noch nie bei einem E-Scooter vorgekommen ist. Ich fühle mich hier mehr an ein E-Bike als an einen E-Scooter erinnert. Es ist definitiv kein Fahrzeug für die breite Masse, soviel kann man schon vor der ersten Fahrt sagen (vermutlich sogar vor dem Auspacken schon beim Anschauen der Bilder).

Fahrverhalten und Eigenschaften

Kommen wir direkt zur meiner Meinung nach größten Stärke des Joyor Y8-S: Seiner Federung, den Reifen und dem Fahrgefühl auf unebenem Untergrund. Ich lehne mich mal etwas weiter aus dem Fenster und sage: Bei noch keinem E-Scooter, den ich gefahren bin, fühlte ich mich auf unebenem Untergrund so sicher wie auf dem Y8-S. Kleine Bodenwellen steckt er locker weg, Pflastersteine merkt man fast gar nicht.

Ich habe auf meinem eigentlich schönen Arbeitsweg per Rad oder Scooter ein paar kurze Stücke mit sehr groben Pflastersteinen. Nicht modernes, graues Straßenpflaster, sondern altes, massives, schwarzes Kopfsteinpflaster. Die Art, über die man nicht mal mit dem Rad fahren möchte und wo selbst als Fußgänger ins Stolpern gerät. Mit dem Joyor kann ich hier ohne auch nur vom Gas gehen zu müssen weiterfahren und merke außer ganz leichten Vibrationen im Lenker nicht mal was vom Untergrund. Das mag sehr übertrieben klingen, aber es fühlt sich wirklich so gut an.

Ist deswegen alles super? Nein, und nach diesem Einstieg wird es sogar eher schlimmer. Normal ist das sonstige Fahrgefühl auf dem Roller. Nichts wackelt, das Trittbrett ist breit und man hat einen sicheren Stand, in Kurven fühlt man sich sicher, was ebenso an den großen Reifen mit tiefem Profil liegt. Die Bremsen bremsen ein wenig zu abrupt für meinen Geschmack, sind aber grundsätzlich in Ordnung, wenn man sich daran gewöhnt.

Die drei Modi, die man wählen kann, lassen den Roller bis zu 10, 16 oder eben 20 km/h schnell werden, wobei der Roller die 10% Toleranz sehr ausreizt und eigentlich eher 21,5 km/h schnell fährt. Letzteres gefällt denen, die gerne etwas schneller auf dem Roller unterwegs wären. Interessanterweise beschleunigt der Y8-S beim Anfahren sogar noch weiter und die Anzeige steigt nach dem Start immer auf 24, selten mal auf 25 km/h, ehe der Motor erst dann seine Leistung wieder reduziert.

Der Akku hat eine Kapazität von ~1300 Wh und soll auf eine Reichweite von 110 km kommen. Ich erwähne in jedem Text, dass das ein theoretischer Wert ist, der nur unter Testbedingungen vom Hersteller erreicht wurde und dass man in der Realität hier nochmal locker 20% abziehen kann. Es gibt übrigens keine Energierückgewinnung, die bei vielen „modernen“ Rollern vorhanden oder optional zuschaltbar ist, was in der Praxis auch bedeutet, dass der E-Scooter immer ausrollt und nicht automatisch abgebremst wird.

Gashebel: Ein No-Go

Vieles davon klang bis jetzt ja gar nicht so schlecht, zuletzt möchte ich aber noch einen Punkt (genau genommen zwei Punkte) ansprechen, aus denen ich den Joyor Y8-S nicht wirklich empfehlen kann. Ich habe schon erwähnt, dass der Gashebel am Display und oberhalb des Lenkers sitzt. Das bedeutet in der Praxis, dass man nicht mit dem Daumen nach unten drückt, wie bei jedem „normalen“ Scooter, sondern mit dem Zeigerfinger den Hebel nach unten ziehen muss. Das fühlt sich nicht nur unnatürlicher an, es ist gerade bei längeren Fahrten regelrecht unangenehm. Hinzu kommt, dass der Weg, den der Hebel nimmt, sehr weit ist, und das Halten unnötig viel Kraft im Finger erfordert, was es zusätzlich anstrengend macht.

Was aber gar nicht geht, ist, dass der Zeigefinger dabei unter dem Bremshebel sitzt bzw. dort fast eingeklemmt wird. Möchte man vom Gas gehen, geht das nur, indem man den Finger sehr unnatürlich krümmt oder gleich die ganze Hand leicht nach oben schiebt, oder den Finger seitlich unter dem Bremshebel wegzieht, was dadurch erschwert wird, dass der Gashebel gebogen ist und wie ein Haken fungiert, von dem der Finger dabei zurückgehalten wird. Das alles mag für manche überdramatisch klingen („Beweg halt deinen Finger, wie anstrengend kann das sein.“), aber ich erachte es als absolut kritisch, dass ich als Fahrer im Ernstfall sofort das Gas komplett wegnehmen kann – was bei jedem E-Scooter mit Daumengas auch möglich ist, indem man einfach den Daumen hebt oder seitlich vom Hebel rutschen lässt. Beides geht bei der Art Gas, die der Joyor hat, aber nicht.

JOYOR Y8 S Display 3

Man hat auch nicht wirklich die Option, das Display samt Gashebel zu verschieben, da man das Gas ja vom Griff noch mit dem Finger erreichen können muss. Man könnte den Gashebel nur mit der Fingerspitze herunterdrücken, was aber auf Dauer noch unangenehmer für den Zeigefinger ist. Eine ideale Lösung gibt es hier meines Erachtens nach nicht.

Tempomat

Es gibt einen Sonderfall, in dem das Problem so kaum auftritt und eher zur Nebensache wird. Der Joyor Y8-S hat nämlich die Möglichkeit, mit Tempomat gefahren zu werden. Sobald man den Hebel drei Sekunden lang bei Höchstgeschwindigkeit gedrückt hält, kann man den Finger vom Gas nehmen und der Roller behält die Geschwindigkeit bei. Sobald man eine Bremse betätigt schaltet sich der Motor sofort ab; um wieder anzufahren muss man dann erneut das Gas betätigen. Fahren mit Tempomat ist tatsächlich sehr angenehm, benötigt aber etwas Eingewöhnung, da man nur noch durch aktives Bremsen wirklich langsamer werden kann.

Das Problem: Ein Tempomat in E-Scootern ist in Deutschland nicht erlaubt. Dass man ihn hier überhaupt aktivieren kann, ist bereits ein kleines Kuriosum. Wie bereits erwähnt müssen dafür die Tasten auf eine bestimmte Art gedrückt werden und man kann durch verschiedene Einstellungen navigieren. Auf dem Display sieht man dabei nur Zahlen. Wer sich dafür interessiert findet Anleitungen dazu auf YouTube.

Akku

Die Kapazität des 48V-Akkus wird vom Hersteller mit 26 Ah angegeben. Damit soll der Roller theoretisch eine Reichweite von 110 Kilometern haben. Wie immer fällt das in der Praxis deutlich geringer aus. Das ist grundsätzlich okay und eine Eigenschaft, die so bei allen E-Scootern auftritt. Je nach Gewicht des Fahrers, Beschaffenheit der Strecke und Fahrverhalten variiert die tatsächliche Reichweite stark.

Leider ist die Anzeige auf dem Display nicht immer zu einhundert Prozent zuverlässig. Es beginnt damit, dass wir keine Angabe der Restladung in Prozent haben sondern nur fünf Ladebalken. Ob man also noch 41 oder 58 Prozent Reichweite übrig hat, ist nicht immer auf einen Blick klar, beides wird mit drei Strichen angezeigt. Hinzu kommt, dass die Anzeige bei mir während einer Fahrt auch schon mal in zehn Minuten von drei auf nur einen Strich abnahm und ich mitten während der Fahrt auf einmal ohne Akku dastand.

Aufgrund des großen Akkus dauert ein voller Ladevorgang aber auch über 10 Stunden. Ganz entladen lassen sollte man den Akku aber ohnehin nicht. Ich bin nun schon ein Weile mit dem Roller gefahren, würde mir ein endgültiges Fazit speziell zum Akku aber noch vorbehalten, bis ich die Reichweite noch öfter voll ausreizen konnte.

Fazit

Ich denke es ist klar geworden, dass ich zum JOYOR Y8-S ein zwiegespaltenes Verhältnis habe. Einerseits ist das Preis-Leistungs-Verhältnis sehr fair; 800€ für einen E-Scooter mit dieser Ausstattung (Federung, Scheibenbremsen) und so großem Akku sieht man selten. Und das Fahrgefühl auf unebenem Untergrund ist aufgrund der Federung hervorragend, ebenso wie die Bremsen.

An anderer Stelle büßt der Roller für mich aber zu viele Punkte ein. Die unzuverlässige Akkuanzeige ist ärgerlich, aber noch verschmerzbar, die tief sitzende Frontleuchte vielleicht nicht so schlimm, wie es mir vorkommt. Der einstellbare Tempomat ist aber in Deutschland nicht erlaubt und darf nicht genutzt werden, während Form und Anbringung des Gashebels einfach im besten Fall unbequem und im schlimmsten Fall gefährlich sind.

Für mehr Scooter mit Straßenzulassung (und manche ohne) werft einen Blick in unsere Themenwelt Elektromobilität, wo ihr Tests und News zu vielen Modellen findet.

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Jens

Aktuell interessiert mich vor allem das Thema E-Mobilität; die neuen E-Scooter erwarte ich mit Vorfreude. Als leidenschaftlicher Zocker freue ich mich auch über alle Gadgets mit Gaming-Bezug.

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Kommentare (3)

  • Profilbild von Marcel
    # 13.08.23 um 03:29

    Marcel

    in deinem Datenblatt das du unter "technische Daten" angibst, hat die Batterie 36V.. in der Review erwähnst du dann dass die Batterie 48V hat.. was ist es denn nun?

  • Profilbild von Dirk
    # 22.08.23 um 23:28

    Dirk

    Das erste was man beim Scooter macht ist:
    1.) Schrauben prüfen
    2.) Cockpit einstellen. Der Beschleunigungshebel stört auf einmal nicht mehr 😉

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